29.06.2016

Coaching bei Prägungen durch Hochbegabung / Hochsensibilität?

Guten Tag

Seit nun acht Jahren coache ich Menschen, die durch eine Hochbegabung oder Hochsensibilität (weiter: HB / HS), auch in Kombination, geprägt sind. Aber sind das wirklich 'Coachings'?

Coaching im klassischen Sinn ist Hilfe zur Selbsthilfe, meist ein stark reflexiver Prozess, wo die Klienten über sich selber nachdenken und zu eigenen Antworten finden. Doch wenn mich Personen kontaktieren, besteht in ganz vielen Fällen folgende Situation

a) "Nun weiss ich gar nicht ...." oder

b) "Ich bräuchte Information und ich möchte verstehen ..."

Dies schafft viel mehr die Situation einer Information / liefern von Input / teilw. Beratung. Denn ohne klärenden Input, der vorausgehen muss, kann jemand nicht wirklich über sich und seine Situation stimmig nachdenken. Es fehlen zu viele Informationen, Aspekte, Grundlagen der humanistischen Psychologie etc. etc.

Welcher Racer hängt systemisch womit verbunden in was für Systemen?

Daher lege ich für meine Coachings offen, dass sich die meisten Aufträge von HB-HS-Personen etwa wie folgt ablaufen (Phasen):

1. Phase: Kontaktaufnahme durch Person

2. Phase: Kostenfreies Vorgespräch am Telefon, ca. 30 - 40 min
-
3. Phase: Erster Termin, Klienten erzählen

3.1 Klienten legen dar, was sie erleben und wie es ihnen damit geht

3.2 Zum Schluss kommen die Klienten an einen Punkt, wo sie gerne weiter wüssten

3.3 --> Von hier an ist das Bedürfnis da, Input zu erfahren (ist aber nun kein "Coaching" mehr, sondern eher ein Informations- und Beratungsgespräch. Ich als "Fachperson" rede und erläutere.)

Was in diesem Moment immer möglich ist: Auf die Klienten einzugehen, wenn einzelne Aspekte Resonanz erzeugen, sie also sagen: "Genau, das erlebe ich so .."

4. Erst nach diesen Erläuterungen, und die sind nicht "knapp", ist es den Klienten möglich, ihre Situation in einem neuen Licht und mit neuen Perspektiven zu verstehen. Nun liegen neue Sichtweisen und Schlüssel zu zuvor geschlossenen Türen da und es wird möglich, sich selber zu entscheiden, was davon für einem wichtig ist und welche der neuen Möglichkeiten man gerne anpacken und umsetzen mag. Das ist dann wie eine Eröffnung eines Buffets. Bis hier entsteht eine gesteigerte Selbsterkenntnis und damit wesentliche Selbstkompetenz.

5. An dieser Stelle sind wir auch meist erst beim grundsätzlichen Verstehen, einer Art Ausgangslage. Was dann folgen kann wenn gewünscht, sind alle Betrachtungen aufs Leben: Familie / Partnerschaft / Kontakte / Selbstmanagement / Arbeit , Kollegen, Stelle / Bewerbungen / eigene Positionierungen / Fimmel und Ticks / Was man tun sollte und was lassen. Hier geht es um die Zusammenhänge zwischen / Individ. Probleme, Knoten, Konflikte, Optimierungen, etc. etc. - In dieser Phase werden aus den Erkenntnissen und Kompetenzen aus (4.), also den Selbstkompetenzen, Sozialkompetenzen. Es zeigt sich, WIE man den Umgang mit den anderen sehen, verstehen und handhaben kann. Das ist der Moment, wo die 'PS' auf die Strasse kommen.

Das eigene Wesen, das Wesen des Bootes, Wasser und Wetter ... das ist alles komplex.

Ein 'Coaching' für Menschen mit HB-HS-Prägung  ist also in den ersten Phasen ein recht hoher Lernprozess, da die Klienten Input erhalten. Der Input stammt zu grossen Teil aus der humanistischen Psychologie, das ist kein Budenzauber, die Zusammenhänge sind in bekannten Fachtheorien niedergelegt. Selbstverständlich gibt es den Anteil "nice-to-have" dazu ... Erfahrungen, Entwicklungen und Beobachtungen aus dem Erfahrungsschatz.

Last but not least bleibt es aber ein Coaching - oder anders gesagt: zum Schluss hin wird es wieder ein Coachingprozess, dann nämlich, wenn die Klienten mit den neuen Inputs ihre eigenen Schlüsse und Gedanken anfangen zu entwickeln, fortzusetzen, neu zu gestalten und zu erfahren. Dann ist es wieder ein Coachingprozess der eher reinen Natur. Und selbstverständlich: alle Inputs sind keine "Glaubenslehren", sondern werden durch ordentliche Coaches so eingebracht und moderat angeboten, dass sie bestenfalls wie eine 'Fruchtschale / Buffet' zwischen Coach und Klient auf dem Tisch stehen, auf dass man sich als Klientin oder Klient in eigener Verantwortung und Motivation davon bedienen kann.

Wichtig, wie ich meine, ist also eine Art Grundwerkzeug des Verstehens. Ist das vorhanden, kann leicht und höchst praktisch, d.h. verwendbar damit aufgebaut und fortgesetzt werden, ... ich meine das eigene Leben, nicht das Coaching, wenn es nicht weitere Themen gibt.

Ein Gedanke sei noch angefügt: Selbst wenn es ein Leben lang bei einem bleibt - gut verinnerlicht kann man das Thema sozusagen irgendwann für sich verlassen. Eine grosse Gelassenheit ...

Ich hoffe, damit Klärung anbieten zu können.

Herzlich und Ihnen viel Erfolg

Jona Jakob
www.begabt-sensibel.de
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