27.02.2016

Hochbegabt getaktet sein ist zu schnell und damit zu viel für den Normalobereich

Hallo zusammen

Ich beobachte bei hervortretenden Hochbegabten (HBler) folgende Erscheinung: Sie haben

  • eine Idee und 
  • gleich noch ein Konzept, 
  • dann einen ganz anderen Gedanken
  • eine neue Webadresse
  • neue Dienstleistungsprodukte
  • eine nächste Idee
  • noch was
  • etc

Diese einzelnen Elemente können sich meist gänzlich abgrenzen und für sich selber je ein Thema darstellen. Und hierbei ist es egal, ob jemand diese Vielfalt/Menge/Dichte in die breite der Themen füllt oder in die Tiefe eines Fachbereiches. Und es geht im ersten Moment nicht um das Viele - es geht um die zeitliche Dichte, wie schnell also das Nächste aufs Vorherige folgt.


Wie wirken 'zu viel' und 'zu schnell' auf der Normalo-Seite?


Das ist fürs Umfeld, gerade in sozialen Netzwerken, eine Qual. Die würden den neuen Anteilen der ersten Idee vom Montag noch folgen, wenn sie zuhören und sich eindenken würden. Da finden sie das noch gut. Doch wenn schon am Dienstag eine ganz andere Konzeption angeboten wird, steigen sie spätestens am Mittwoch aus, wenn für diese Woche das Dritte neue Teil hochploppt. So blenden sich die Normalos leise aus, hören nicht mehr zu, lesen die neuen Posts nicht mehr, egal was geliefert wird und wie brauchbar es wäre. Ein konkretes Beispiel wäre, z.B. in XING zu viel und zu oft etwas zu posten - die Leserschaft bleibt mehr und mehr fern und triggert auch dann noch verscheucht an, wenn sie nach vier Wochen mal wo reinschauen ... Flucht, nur noch Fernbleiben.


Lösungsorientierung des HBlers versus Problemlosigkeitsorientierung des Normalolebens


Im Bereich des Normalo ist das Urgehirn nicht auf Neues, Veränderung oder Lösung etc. eingestellt. Wie in der Ur-Höhle ist es auf Sicherheit und Gleichbleibende Verhältnisse getrimmt. Jeder neue Gedanke ist anstrengend, bedeutet irgendwie Gefahr, wie damals, als unbekannte Geräusche in die Schutzhöhle drangen und man überlebensnotwendig ins Verstecken, Stillesein und die Abwehrhaltung ging. Eher schliesst sich heute noch das eigene Auge, als dass es wirklich Neues sehen möchte. Zum Ausgleich dieser Scheutierhaltung geht man dann vergnüglich zu StarWars ins Kino oder schaut sich zu Hause Gruselfilme an, ABER ... unter einer Decke und mit vier Freunden/Freundinnen. Man will wegschauen können, wenn es zu heftig wird.

Wer also in einem Normalo-Umfeld zu viel und zu oft etwas vorstellt, egal was, selbst nur als Hinweis auf einen Presseartikel oder eine Liebelei, etwas Persönliches etc., der muss im Mass, als dass es der Trichter für geistiges Aufnahmevermögen dem Normalo erlaubt, erkennen und verstehen, dass alles, was darüber hinausgeht, nicht aufgenommen wird und damit einen selbst verursachten Verlust darstellt - ein zu vieles oder zu schnelles Liefern von Gut und Gütern wirkt dann inflationär und wertvernichtend, wie dieser 6-zeilige Satz. :-))

Wie vorgehen?


Man darf nicht viel liefern. Und daher muss man irgendwie 'managen', wem habe ich wann was zuletzt geliefert. So kann man mehr Ideen liefern, aber an unterschiedliche Zielgruppen. Man muss sich achten und den Wert der Ideen bewahren, um wenigstens nicht noch Verluste zu schreiben. Gewinn als Auftrag, Kundenbeziehung, Geldverdienen und Honorar ist schier ausschliesslich nur auf Normaloseite zu vereinbaren (ok, wenn HBler in Coachings gehen, dann nicht, klaro). Die meisten Geschäfte dieser Welt erfolgen zwischen Normalo und Normalo. DORT ist der Geld- und Wirtschaftskreislauf. Und dort auch ist jene "Wirtschaftlichkeit", die sich HBler so sehr ersehnen, wenn sie unverstanden zurückbleiben oder eben zu sehr vorweggehen. Im Vorweggehen ist selbe Einsamkeit wie im Fall von "bestellt-aber-nicht-abgeholt". Blöd irgendwie.


Wohin aber dann mit den Ideen und deren Vielfalt?


Zwei Möglichkeiten fürs Selbstmanagement:

a) Bei sich selber sammeln (Word, Datenbank, Tagebuch, Mäppchen, etc). Dann allenfalls zeitlich und chancenmässig ab und zu klären und aussortieren oder konsolidieren / verdichten und halt einfach bewahren und nur langsam veröffentlichen, so alle 6 Wochen mal.

b) Was auch versucht werden kann, ist, eine potentielle Idee dahin zu 'product-managen', dass sie 'normalo-gerecht(er)' wird und sie dann anbieten. Trainiert euch in Product Managment, auch für Dienstleistungen, macht eure Ideen markt'gerecht (der Markt, das sind 98% Normalos) und schaut, wie SIMPEL die Erfolgprodukte von Cola bis Burger, von Design bis Label sind und wie diese darüber hinaus erfolgreich sind, weil sie helfen, simpel zu bleiben, sprich: das Leben einfacher machen. Macht eure Ideen smooth, ... und nicht intelligenter, sondern glätter, flutschiger - kremig.

HBler-Lösungen liegen 'vorweg' ausserhalb des Verkaufsmarktes eines Normalolebens.


Wenn ihr bei einem hohen IQ keinen guten Zugang zur Denke von Normalos habt, sucht euch eine Kollegin oder einen Kollegen, der einen gemässigten IQ auf Höhe 125 hat und dem der Zugang zu 100 möglich ist. Dann baut mit dem Brücken - per persönlicher Wertschätzungskette, der Höchstbegabte als Produzent und Lieferant, als Quelle. Der Hochbegabte und Begabte als marketing-logistischer Lieferant und Vertriebspartner. Schlaue Normalos als Finanzierungspartner, welche die Chance erkennen (FinTech-Leute, die blitzschnell denken und rechnen und die Futter für ihre Kapitalportfolios brauchen), und dann das Heer der Normalos als Kunden und Bezüger, FB-Freunde und Follower.

Was also zu "Menge, Mass und Takt" bei Hochbegabung zu sagen wäre:

"God is a DJ."

Jona Jakob
Zürich Bern Frankfurt

20.02.2016

Erfolg für Hochbegabte: Grosse Werke - Erfolg für Normalos: Geld verdienen

1. These:
Sobald die Leute einen Hochbegabten für 'erfolgreich' einstufen, womit 'geschäftlich erfolgreich' gemeint wird, finden sie diesen plötzlich 'normal'. 
2. These:
Finden sie ihn erst einmal normal, glaubt ihm niemand, wovon betroffen zu sein.
3. These:
In dieser 'Freigesprochenheit' finden nun andere Hochbegabte den "Erfolgreichen" suspekt.

Das ist eine Beobachtung. Und eine Provokation auch. Aber nicht, um zu provozieren, wofür auch? Nein, die drei Sätze sind dazu da, eine Art gesellschaftliche Membrane zu zeigen, was passiert, wenn eine Erscheinung (Erfolg) eine anders respektierte Wertzuschreibung erfährt.

Wenn Sie nun argumentieren möchten, sich nicht verbiegen zu mögen und so zu bleiben, wie Sie sind, erfahren Sie von mir ein ok. Doch wenn Sie sich für einen neuen Partner duschen oder schminken oder schön anziehen, wenn Sie sich für eine neue Stelle mit dotierten Unterlagen bewerben, wenn Sie sonst wo zu gefallen versuchen - ... dann ist es die Betrachtung wert, wo ein Ausweg sein kann.

Erfolg für Hochbegabte: Grosse Werke
Erfolg für Normalos: Geld verdienen

Beste Grüsse
Jona Jakob

10.02.2016

Geburtsfamilie oder Lebensfamilie?

Hallo zusammen

Nach all den Jahren im Kontakt mit Menschen mit Prägungen durch eine Hochbegabung (HB) ist ein Thema mE das meistgewünschte und irgendwie oft am wenigsten gelöst. Warum? Weil sich viele Hochbegabte von anderen Menschen unverstanden oder - wichtig - zu entscheidenden Anteilen unverstanden fühlen.

Beispiel:
Ein junger HB-Mensch sucht eine Stelle im Berufsfeld der Programmiererinnen/Programmierer. Er oder Sie ist 24 Jahre alt, hat ein Studium mit und ist persönlich in der Thematik vertieft. Was die Mutter nun "redet" ist etwa:

- "Er/Sie sucht gerade eine neue Stelle."
- "Ich wünsch mir ja so, dass du endlich etwas findest."
- "Willst nicht versuchen, den oder die anzuschreiben, vielleicht haben die ja "etwas" für dich."

Wo das gegenseitige Verstehen noch kongruent ist, also irgendwie 'gleichauf', das ist in dem Normalo-Denkbereich "Junger Mensch sucht Anstellung". Worin die Mutter aber nicht folgen kann, ist jener ganze (An-)Teil für den jungen Menschen, der genau weiss, welche Programmiersprachen (Wiki: Programmiersprachen) er/sie gerne programmieren würde. Niemand in der Familie hat Ahnung, was es da alles gibt. Der junge Mensch war erst 20, als er für einen Code einen der heiss begehrten Awards der Branche gewann. Aber nicht einmal der Vater konnte sich an der Auszeichnung so richtig freuen, niemand in der Familie eigentlich, weil niemand wusste / verstand / einschätzen / bewerten / nachvollziehen konnte, was die Auszeichnung, dazu Englisch verfasst, bedeutete / darstellte / ausdrückte.

Das ist jene 'Partielle Unverstandenheit', die ich meine. Genau an den Gipfeln, den Aussenrändern von Fachthemen, im 'Aussen' der Lieblingsbeschäftigungsfelder ist niemand mehr, der einem dort hin zu folgen vermag. Wann immer sich ein HBler an seinen Tisch setzt, um zu codieren, zu entwickeln, zu forschen, zu philosophieren oder nach Lösungen sucht, ist er sofort alleine. - Noch eben sass er mit seiner Familie am Küchentisch, ob mit der Geburtsfamilie oder seiner ehelichen eigenen Familie - und es wurde über Tagesnachrichten gesprochen, über die Kinder, die Schule, den Arbeitgeber. Bis dahin "funktioniert" das Miteinander, der Austausch, die Transaktion und ganz besonders:

a) das gegenseitige Verstehen und damit das

b) gegenseitige Einfühlen

c) im Umfang des nächsten Grades an Intellektualität ist gleicher Austausch möglich

d) in allem, was darüber hinaus geht, ist der "Gescheite" alleine.

Man ist in seinem Menschsein als Persönlichkeit beschnitten / begrenzt / gedeckelt / unangenommen und missverstanden. Und am Tisch mit dem Abendessen ist es für den HBler, als müsste er mit einem Sportwagen mit 30 Km/h durchs Wohnviertel "waten".

Fehlt nur noch, dass das Umfeld den Zustand für sich reklamiert:

- Du mit deinen Ideen ..
- Bleib doch mal auf dem Boden ..
- Ja du wieder ..
- Kanst du nicht normal?

Da jeder Mensch die Annahme, die Akzeptanz und das Geliebtsein seiner Person als lebenswichtiges Bedürfnis in sich trägt, ohne dass da ausgewichen werden kann, ist das eine der wichtigsten Stellen zum Thema Hochbegabung: Es empfiehlt sich daher dringend, den Gedanken einer Lebensfamilie (Andrea Brackmann) zu verstehen.


Lebensfamilie versus Geburtsfamilie - was ist die Idee?


Die Idee ist es, zwei Gedanken für sich selber nicht zu missachten:

1. Niemand wird mir das Problem abnehmen - nur ich kann dafür sorgen, dass es mir besser geht.

2. Ich muss also selber schauen, Menschen zu finden, mit denen ich mich gegenseitig so vollauf wie möglich verstehe - gefühlt verstehe, angenommen verstehe, intellektuell verstehe, geliebt verstehe.

Und wo sind die nun? Das weiss ich auch nicht. Aus meiner eigenen Lebensgeschichte heraus bin ich - ich konnte das erst viele Jahre später als Rückschau wahrnehmen - unbewusst zuerst von Bern nach Zürich und 25 Jahre später noch von Zürich nach Frankfurt gezogen. Warum? Am neuen Ort wurde mehr gesprochen, mehr ausgetauscht, die Menschen waren schneller und häufiger redselig, die Gespräche waren inhaltsreicher. Das ist an dieser Stelle keine Bewertung von "besser oder schlechter". Es zählt einzig, dass es mir besser ging, über Tage, Wochen, Monate und Jahre mit mehr Rückmeldung zu leben.

Darüber hinaus entwickelten sich die sozialen Netzwerke, die nun seit acht Jahren nähren. Über diese Weise gewann ich unzählige Kontakte, konnte mich einbringen, wurde aufgenommen und als Freund oder Feind in die Auseinandersetzung miteinbezogen. Ich besuchte in Zürich jahrelang eine offene Gruppe für Philosophie (Café Philo). In Frankfurt sind es Abende im 'Salon Integral' oder bei der 'Dialog Gruppe Rhein-Main'.

So fand ich mit der Zeit eine Art Lebensfamilie. Menschen, mit denen ich mich in der Weise austauschen kann, dass meine Seele Ruhe findet. Bei mir sind es Gespräche, Gedanken, Fragen nach den Entwicklungen. Und über das Internet, die Städte, die Sprachen und Landeskulturen bis hin zu den Gruppen fand ich einzelne Menschen, mit denen es für mich ein grosses Vergnügen ist, mit ihnen Zeit und Beisammensein zu erleben.

Ich mache heute keinen Halt mehr vor der Geografie. Das Internet, die ICE-Züge, mein Selbstmanagement bezüglich Hochbegabung, das alles hilft mir, mich zu organisieren, gut für mich zu sorgen, auf dass ich Austausch kriege, von Wien bis Bern, von Zürich bis an die Nord- und Ostsee.

Und wenn ich etwas bedaure, dann, dass meine Fremdsprachen Französisch und Englisch nicht vertieft genug sind, mich in diese Geografien schriftlich eintauchen zu lassen. Mündlich geht es, aber schriftlich kriege ich die Trennschärfe nicht wirklich hin.

So möchte ich euch empfehlen, diesen Aspekt einmal für euch zu prüfen, immer wieder einmal Bilanz ziehen und schauen, ob euer Portfolio an Menschen für den möglichst vollständigen Austausch / Verstehen / Fühlen / Lieben besteht und ihr darin einen guten Teil findet, was euch gut tut und womit ihr anderen gut tun könnt. Dann nämlich erträgt sich auch Mutterns Liebe ein Stück leichter, die es bestimmt gut meint.

Es kann sein, dass eine Lebensfamilie nicht alle Bedürfnisse abdeckt, die man in seiner ganz persönlichen Hochbegabung ersehnt. Selbstarbeit, Mut zur Einsamkeit an der Spitze (Leistung / Erfolg / Wissenschaft), eigene Projekte und Werke, Publikum oder Leserschaft, Follower und Communities können weitere Felder sein, die einem Resonanz angedeihen lassen - oder unterrichten, informieren, vortragen, präsentieren.

Hinweis:
Es gibt solcher "Geburtsfamilien" noch weitere:
- der Vorstand von einem Verein
- die Organisationsgremien eines Verbandes
- das Management eines Unternehmens
- zuständige Behörden
- etc.

... sie können für einen Hochbegabten in einzelner persönlich-menschlicher Erscheinung, wie aber auch als Leistungspaket (Organisationskultur / Managementkultur / Verwaltungskultur / Finanzierungskultur, ec) "zu dumm" erscheinen.

Wenn ein Hochbegabter meint, jemand oder etwas sei ihm schlicht zu dumm - dann ist damit nicht zu hören: die anderen sind dumm - nein. Die Anderen sind und bleiben ok. Die Aussage ist eine Selbstaussage und bleibt beim Hochbegabten, der seinen Eindruck subjektiv "so" erlebt. Das ist also keine Bezichtigung an fremde Adresse, sondern eines der Probleme, mit denen man wegen seiner Hochbegabung zur recht kommen muss.

Was bleibt: Man muss es sich selber schaffen, diesen Garten - es hängen nicht einfach Früchte am Weg. Sucht und findet euch - immer und immer wieder.

Beste Grüsse

Jona Jakob
Zürich Bern Frankfurt