29.12.2017

Alles Gute für 2018, Begabte und Sensible

Zum Jahreswechsel 2017 - 2018


Sehr geehrte Begabte und Sensible

Jetzt sind es zehn Jahre, dass mich das Thema Hochbegabung beschäftigt. Unterdessen gibt es eine weit grössere "Menge" an Wissen, Erfahrungen, Schriften, Organisationen und Unterstützung aller Art. Es gibt mehr BeraterInnen und Coaches. Aber sind wir weiter?

Ein Aspekt, der mich immer wieder mal umtreibt: Als würde es einen Unterschied machen, wie und warum jemand intelligent, begabt, gescheit, wissend oder sonst wie begabt und meist auch sensibel ist. Bestimmt nützt es jedem selber, genau zu wissen, wie er bzw. sie tickt.

Was aber das Thema ausmacht, sind die Verständniskonflikte, die Inkongruenz, die Konflikte kommunikativer und motivatorischer Art. Das Miteinander holpert oder funzt gar nicht. Das ist für mich fürs Coaching die Herausforderung, nicht jemandes Gescheitsein. Es ist auch nicht das Problem, wenn wer nicht genug "gescheit/begabt" ist, einem zu folgen, zu verstehen und einfach aufschliessen zu können. Der Lösungsbereich ist für mich, dass das Miteinander so gestaltet werden muss, dass man darin vollständig und optimal kommuniziert - man muss sich verständigen können und allenfalls Bedürfnisse kennen, die auf beiden Seiten liegen und die gerne sehr unterschiedlich sein können.

In den zehn Jahren habe ich mich zuerst mit ein paar Sätzen von den Erkenntnissen in Sachen Hochbegabung frei gemacht, und in den letzten zwei Jahren verliess ich auch die Thematik der Sensibilität. Ich ignoriere beides nicht, geht ja nicht. Aber beschäftigen tut mich nicht das Anderssein, was mich als Coach wirksam beschäftigt, ist die Klärung für Klienten, wie sie mit ihrer spezifischen Begabung / Sensibilität im Umfeld aller Normalos erfolgreich planen, präsentieren, erläutern, verarbeiten und abliefern können, bis hin zur Doktorarbeit, Anstellung oder Einkommensforderung.

Denn erst wer seinen Umgang mit den Normalos beherrscht, der kann dann dieses:

Ganz vorne alleine segeln. (c)

Bild: Shutterstock, lizenziert / Text: Jona Jakob

Das muss einem mE bewusst werden. Die Normalos folgen nicht den Begabten. Wie denn? Sie als begabte Person haben die Normalos ergänzend und bereichernd zu begleiten. Und zwar nicht nach "Ihren" Vorstellungen, sondern nach den Führungsvorhaben, Zielen und Möglichkeiten der Normalos. Dann kriegen Sie Aufträge und verdienen Ihr Einkommen. Und diese Arbeit am Selbst, diese Erkenntnis und Analyse, dieses Umdenken und Einschulen, dieses Bewusstsein ist es, welches ich als Coach im Zentrum sehe, ohne dabei die Bedürfnisse der begabten u/o sensiblen Menschen zu vernachlässigen . Es geht um Business Performance, um das eigene Profil und seine Schichten. Dazu lade ich Sie ein, die nächsten Jahre das Thema Begabung und Sensibilität zu handhaben, zu verstehen und zu beherrschen. Sich selbst steuern und das Miteinander aufeinander abstimmen können.

Ich wünsche Ihnen in 2018 alles Gute und stabile Verhältnisse.

Mit besten Grüssen nach Zürich, Bern, Aschaffenburg und Frankfurt


Jona Jakob








21.10.2017

Jubiläen - eine neue Erfahrung

In 2017 besteht
  • Consensus seit 20 Jahren, ob als Consensus Marketing, Consensus Management oder Consensus Coaching
  • Consensus Coaching feiert damit 10 Jahre
  • Gleich beständig ist damit 'Hochbegabte Hochsensible Erwachsene', heute 'begabt-sensibel'
  • Ich wurde für 20 Jahre Schweizer Berufsprüfungsexperte geehrt
  • Und im Dezember feier ich 10 Jahre XING-Mitgliedschaft
Und wenn es auch kein rundes Datum ist, ich lebe heute in der zweitlängsten Beziehung in meinem Leben. Nur die ehemalige Ehe hat bisher etwas länger gedauert. 


Was möchte ich ansprechen, was zeigen?


Ich bin überzeugt, dass diese 'Ausweise der Beständigkeit' nur dem Umstand zu verdanken sind, dass ich meine Hochbegabung und Hochsensibilität kennen lernte. Dank den letzten Jahren, wo ich mich erkennen und verstehen lernen konnte, vermochte ich, in Verhältnissen und auch in meiner eigenen Arbeit die Kontinuität erhalten. Kaum mehr Brüche, Abrisse, Neubeginn. Vielmehr Versöhnung, Verständnis, Belassen und nicht gleich schnelldenkend bewertend, eintütend, checkend. 

Ich bin meinem Sammelsurium Herr geworden, kann auffangen, ohne gleich loszuballern, lernte anders einzuordnen, als immer nur erst bedürftig betroffen zu sein. Ich habe mir in diesen Jahren mein Inneres von der Seele geschrieben, so dass ich Schlaf fand. Und nach nicht zu wenig Jahren bin ich heute wieder in der Lage, neben jemandem in Ruhe ein Nacht lang zu schlafen - mein Kopf, mein Inneres lassen mich heute in Ruhe. Das auch an Anlässen, wo ich längst nicht mehr so sehr mitreden muss. Noch immer übe ich, es in Gruppen auszuhalten, z.B. in Lehrgängen. 

Doch ich habe abgeschlossen, laufe nicht mehr davon, bleibe geduldig sitzen, höre zu, bändige meine Langeweile oder versuche, positiv Dingen etwas abzugewinnen, die ich früher für banal hielt. Innere Ruhe lässt mich einfach mal sein. Der Zynismus wurde weniger, die Schärfe meiner Worte liegt eher im Sicherungsschrank. 

Wichtig dabei: Das ist alles nicht verloren oder aus mir draussen, jederzeit kann ich bissig, blitzschnell und messerscharf denken und argumentieren. Aber weil meine Seele in ihrer eigenen Erkenntnis eine Waffe zu sein, ein gefährlicher Clown, Ruhe und Mittung fand, schiesst sie nicht mehr zu sehr los. Ich bestimme mein Leben zu grossen Anteilen weitaus selber, weiss abzuwarten, kenne Beruhigungsmethoden, Ruhezeiten und natürlich alles, was mich auf die Palme bringen könnte. Eines meiner Hauptventile ist und bleibt das Schreiben. 

Aschaffenburg am Schloss; am Main. Bild: vom iPhone Elke Merkel. 

Dass mir wichtige Gesprächspartner wegsterben oder unerreichbar krank werden, das ist ein wahres Dilemma. Aber auch da erkenne ich, dass ich als sensibler Begabter eben mehr suchen und spüren muss, wohin das geht und wer jemand ist, mit dem ich sparkeln kann. 


Leben mit Begabung


Jubiläen, wie sie dieses Jahr entstanden und teilweise in Gesellschaft geehrt und gefeiert wurden, spüre ich vielleicht ein erstes Mal in meinem Leben - und daher nehme ich sie so wahr. Es sind für mich Zeugnisse, mit meinen Rädern auf den Schienen zu stehen, die PS auf den Boden zu bringen und eben nicht von einem anderen Planeten zu sein, sondern Begleiter, Trabant unter Menschen, eine wirklich exklusive Rolle, die mich glücklich macht. 

Diesen Aspekt von Leben, Jubiläen als Ausweis von Dauerhaftigkeit, den wollte ich zu den Themen Hochbegabung, Scanner, High-Sensation-Seeker und last but not least der Buntheit an sich aufzeigen. 

Denn mit diesen Jubiläen, Beweise für Beständigkeit, wird auch ersichtlich, von welcher Qualität und inneren Konsistenz das eigene Verhalten und die eigenen Verhältnisse zu anderen bestehen, den 98% Andere. Sie sind nicht darauf angelegt, dauernd und sprunghaft Situationen, Verhältnisse und ihr Leben zu ändern. Sie haben Strategien und daher Bedürfnisse an einer Sache fortzufahren, sie aufzubauen, beständig und zu bestehen. Und weisen sich mir nun Jubiläen aus, sind das eben auch Belege dafür, es mit meinem Umfeld gut zu können und von denen angenommen zu sein - das Miteinander fand dank viel Arbeit am Inneren und meiner Selbstkompetenz einen fruchtbaren Boden, Vertrauen, Mögen und viele herzliche Beziehungen, die sich gegenseitig nähren, entstehen zu lassen. 

Wem ich dafür nun danke sagen mag, weiss ich nicht. Vermutlich besonders euch, die ihr nicht zu sehr gewichen seid bzw. mir bliebet. Es muss erwähnt werden, dass es eine Unzahl an Menschen gibt, denen ich als unerkannter Begabter ungnädig auf den Sack ging und die mir dadurch verloren gingen. Ist auch ok. 

Speziell möchte ich drei Frauen danken: meiner Ex-Ehefrau, die mich mit ihrem liebevollen Wesen an den Rand der Normalos trieb, eine Krise ja, aber eben lehrreich allemal. Ohne diesen Kick-Ass wäre ich heute noch ein Kind. 

Dann ist eine Person aus XING zu nennen, die vor 10 Jahren mich erkannte. So lernte ich Hochbegabung und Hochsensibilität kennen. Und konnte meine Entwicklung fortsetzen, eine schmerzlich existenzielle Emanzipation, und bestimmt mein eigenes "metoo". So nahe das damals meinen Suizid bedeutete, so wichtig ist es heute, den Moment und das Geschehen in Dankbarkeit zu halten. Es war nicht schön, aber ich wäre nicht jener geworden, der ich heute so gerne sein mag. Das zählt. 

Der grösste Anteil Dank, Liebe und Glück geht an meine Liebe und Liebste, die mich einfach liebt. Sie trägt mich in sich und lässt mich dabei mich sein. Wir hängen nicht zu sehr an unseren Hormonen, unterschiedlich begabt und sensibel, wie wir beide geprägt sind. Entscheidend trägt uns selbe Erfahrung, zu oft und zu lange unverstanden verblieben zu sein, ein gemeinsamer Boden an Verständnis, der aus jedem von uns beiden das Bedürfnis nach Wertschätzung wachsen liess - Form von Miteinander der schönen, lebenswerten und entwickelnden Art, dem eben, wenn jemand notiert: 'die Liebe trägt uns'. 

Dieses Tragende. - Ich freue mich auf kommende Jahre. 

Welchen Bestand feiert Ihr?

Was hat es euch gekostet?

Was wächst?




30.09.2017

Das 'Bunte' ist kein Stigma - es ist eine alte Erfahrung und damit eine höchst wichtige Expert-Fähigkeit von uns Hochbegabten. Man muss es nur darzulegen wissen.

Ich füge diesen NZZ-Feuilleton-Beitrag hier ein, weil der Philosoph Wolfgang Welsch aktuelle Tendenzen menschlichen Verhaltens mE mehr als erschütternd präzise erklärt und sie damit gleich unhaltbar macht, schier pulverisiert. Ich meine, für die Hochbegabung ist dieser Beitrag relevant, wenn man wem gegenüber sitzt und versucht, den, sich selber und die Dinge zu verstehen.

Wolfgang Welsch - 'Das angeblich Eigene ist hochgradig fiktiv'


https://www.nzz.ch/…/das-angeblich-eigene-ist-hochgradig-fi…


Zitat aus dem lesenswerten Interview der NZZ mit Wolfgang Welsch: 

Wer nur Schwarz und Weiss kennt und von Farben nichts weiss, der kommt mit seiner simplen Optik bestens durch.

Philosoph Wolfgang Welsch
Weltvereinfachung ist so herrlich. Man hat für alles von vornherein eine Antwort und eine Erklärung. Zwar sind diese völlig illusionär. Aber wenn man es sich im Bunker der Kollektivsingulare erst einmal bequem gemacht hat, kann kaum ein empirisches Faktum die Polster der Imagination noch erschüttern. Wer nur Schwarz und Weiss kennt und von Farben oder gar Farbnuancen überhaupt nichts weiss, der kommt mit seiner simplen Optik bestens durch. Dass darüber der Reichtum und die Schönheit der Farben verloren gehen, stört den Farbverächter nicht. Er geniesst die perfekte Überschaubarkeit seiner reduzierten Welt. - Philosoph Wolfgang Welsch


Die Antworten Welschs sind nicht nur als Denke zu lesen. Seine Erläuterungen oder Darlegung sind auch dahin zu erkennen, dass enorm viele Hochbegabte, speziell die resilienzbedingten, die "Bunten" eben, die um alle Ecken denken, die Checker, die Scanner, weiblich wie männlich, dass diese in ihrer Art zu denken und Dinge in der Welt vom Problem her wie mit der Lösung DIESES BUNTE VERKÖRPERN: DIE FÄHIGKEIT, MIT MEHR ALS ZWEI AUGEN ZU SEHEN UND VIELE STANDPUNKTE IN SICH GELTEN LASSEN ZU KÖNNEN. Das kann mE nicht genug unterstrichen werden!

Wir leben das wie selbstvertändlich, und nehmen daher eine mE immens wichtige Rolle ein, die Welt nicht in Schwarz-Weiss und unhaltbaren Simplifizierungen verkommen zu lassen. 

Oft werden wir hierfür abgelehnt, gemobbt, für überheblich und abgehoben empfunden und man macht uns für diese Anstrengung Vorhaltungen. Das bedeutet aber nicht, wir hätten nicht eine weitaus wichtigere Sichtweise, ein anvangardistisches Moment, einen Seher-Standpunkt (r by JJ) oder die Position, wo wir vorne-ganz-alleine-segeln (r by JJ).

Wenn nun "transversales Denken (NZZ)" unsere Fähigkeit ist, wie sie uns darstellt, dann haben wir 
  • den Vorteil, einfach "so" zu ticken
  • was uns jeden Tag stärker darin macht
  • und uns eine Rolle zumisst
  • die eine Verantwortung darstellt
  • welche erschrecken ...
  • welche aber auch im höchsten Mass berufen und damit motivieren kann.

Bleibt bunt und lernt, das zu verhandeln. 




Deutschland:

Neu: Seit Sept sind beide Homepages für alle Tech-Formate responsiv.


04.09.2017

Über den Verlust eines sensiblen Begabten - was das genau bedeutet

Sonntag, den 3. September 2017 - ich verfasse aus Trauer folgende Zeilen:

Für mich ist es weder leicht noch selbstverständlich, dass ich einen Freund finde. So einen richtigen Freund. Einen, wo ich abends noch hinlunger und der dann draußen sitzt, ein Bier anbietend. Ich fand, es ist kein halbes Jahr her, in vier Jahren den dritten, hier in Aschaffenburg. 

Der erste starb nach sechs Monaten an einem Hirnschlag. Der zweite verabschiedete sich nach einem halben Jahr Gespräche in eine tiefe Erschöpfungsdepression, ist weiter nicht erholt.

Nun Nummer Drei. Gleich gegenüber in dem beleuchteten Geschäft und Haus. Stephan konnte mich vom ersten Gespräch an ergänzen. Er weckte in mir die alte Lust auf Kunst und Können. Er war massiv hochsensibel und es gab für uns keinen Bedarf, uns uns selber zu erklären. Wir waren einfach beieinander, konnten die Welt in Traurigkeit von Clowns ermessen, verstanden Abgründe des Flachen und lungerten damit schallend lachend rum. Witzereisser, wir beide. Hüftschützen und ungnädig darin, Ansprüche zu definieren, bloß um feixend gemein zu sein.

Er, der Kunstbewanderte und Kenner, Gönner und Aktivist. Er war so einer, der montagsmorgen bei sich auf dem Teppich seines schwer erklärbaren Ladens sass, die weißen Stoffhandschuhe an, mit denen er behutsam eine überdimensionierte Mappe mit Zeichenblätter im Grossformat von Christian Schad erlas. Ihm kam, wenn überhaupt, nichts 'Unreines' ins Haus. Das Hinterletzte noch hatte Anspruch und Qualität. 

Da rief er vor wenig Zeit mich an, bat, ich möchte rüberkommen. Ich hatte keine Ahnung, was er da wollte. Und trete ich bei ihm ein, sitzt er da vor einer gemalten Arbeit und fragt mich, was ich davon halte. - Er, er fragt mich, was ich davon halte. Es gibt schlechtere Komplimente und Zeichen von Vertrauen.

Heute wird mir auf der Strasse mitgeteilt, dass Stephan D. bei einer Radtour vor einer Woche einen Herzinfarkt hatte und er am Dienstag beerdigt würde.

In mir bricht gerade mein Balkon ab. Jener Balkon seinem Laden gegenüber, über dessen Gasse wir so oft ein herzliches Wort wechselten, im Zuruf und nonverbalen Verstehen von Gesten und Gesichtern.

Scheisse.

Bild: (c) bei Jona Jakob, privat.

Bild: Eine Arbeit seiner Frau. Vase aus Glas, faustdick, wie beim Menschen ein Herz, unendlich bunt, unendlich vernarbt . Ich hatte sie im Frühjahr für Elke erstanden. Jetzt liegt mir das Ding mit seinem Gewicht schwer in der Hand, als hielte ich sein Herz.

Meine liebe Seele, Unruh, Zeitwerk, Geist - lieber Freund, vielleicht lässt sich dein Fordern als ein Stückweit erhalten. Die Gasse wird noch lange Dich sein. 

Jona


Es ist eine Sache, 'mein Verlust' - es ist eine andere, was der Welt verloren geht


Es spielt keine Rolle, wie es mir persönlich geht. Was aber eine Rolle spielt ist, wie es dem Kosmos damit geht. Der Welt. Dem Universum. Anderen Mitmenschen. Der Gesellschaft. Unserer Nachhbarschaft, hier am Agatha-Platz, Ecke Karlstrasse. DA spielt es eine substanzielle Rolle:

Mit einem Begabten wie Stephan konnte ich

  • mich ganz und gar verstehen - da war kein Unverständnis, auch kein partielles
  • mich ganz fühlen - es war viel reicher, bei ihm zu spüren, da er so weit zu fühlen vermochte
  • ich hatte ein komplettes Gegenüber
  • ich hatte viel mehr, als ein komplettes Gegenüber - ich hatte einen Früchtebaum
  • Menschen von solchem Wesen nenne ich meine "Zweit-Komponente"

Denn mit solchen Menschen können Begabte und Sensible
  • sich selbst sein - aber vollständig für einmal! Sich selbst sein, ganz und gar. 
  • ihre ganze Kraft zur Entfaltung bringen, schöpfen, wach sein, lebendig
  • man ist erst einmal vollständig, klingt ganz und gar

Und damit - UND NUR SO - kann oder könnte ich wachsen / mich entwickeln. Das mein Verlust. Was aber der Welt und dem Universum verloren geht, ist das Folgende: 
  • unsere gemeinsam genährten Ideen
  • unsere fortgeschrittenen Ansprüche seltener Erfahrungen 
  • unsere Avantgarde / das Entdecken / das Explorieren
  • Element der Kreativität / der Fantasie / der errungenen Träumerei / der Vorstellung
  • Fundamente der Kritik / Wachsein / Vorahnungen / Spüren
  • Ausrichtungen / Bewegungen / Movements / Trends / Speerspitze
  • Neues
  • Früchte / Versuche / Scheitern / es neu Versuchen / Durchbruch / Kunst / Können
  • Neuland / Erruption / Befruchtung / Trächtigkeit / Geburt / Schaffen
  • Undenkbares / Unvorstellbares / Unerkanntes 
  • Ganz viel Gefühl / Mut / Hoffnung / Humor / auch Wahn und Fatalität / Forschheit

Dem Universum, bis runter zur Nachbarschaft und jener neuen Energie, die durch einen Nachmieter in die Gasse zieht, wird es folgen haben, dass Stefan, der Honigtropfen der Kunstszene Aschaffenburg, dieses Stück Lab, sein Schaffen, Wirken und Engagment nicht mehr mit uns fortsetzen und ausbauen kann. Es spielt keine so grosse Rolle, ob es noch eine Ausstellung gegeben hätte - was eine Rolle spielt ist, dass einer der wenigen, die sich nicht pragmatisch der Selbstoptimierung unterwarf, einer der frei die Unabhängigkeit lebte, als Kraft und Orientierungspunkt nicht mehr zur Verfügung steht und daher mit seines GLEICHEN nicht wirklich weiter befruchtet, auf das es Früchte trägt. 

Ich kann mit ihm nicht mehr sparkeln, spinnen, weitertreiben. Und es fehlt damit ein Partner, der im selben Geiste das 'Plus Ultra' mitträgt. befruchtet und stemmt, als wäre es das Normalste auf dieser Welt. Dieses hochgehaltene Selbst-Bewusst-Sein, was andere unzulänglich mit "Künstlerleben" zu fassen versuchen, das fehlt nun und kann kaum ersetzt werden. Und DAS ist der Schaden. Nicht mein Schmerz. 

Bedenkt das mal. Und pflegt eure Zweit-Komponenten, auf dass es sprudelt, spritzt und sparkelt. Es muss schäumen, sich aufbäumen, Raum einnehmen und sich massiv aus sich heraus bewegen.

Alles andere ist Folgen und Erledigen - auch wichtig, aber nicht mehr, wenn es keine gibt, die vorausgehen und ganz vorne alleine segelnd den Menschen explorieren, unser Sein entdeckend.





16.08.2017

Vielleicht das Wichtigste bei HB und HS: Raus aus dem Fordern und rein ins Anbieten

Es sind nächstens 10 Jahre, dass ich mich mit den beiden Themen Hochbegabung und Hochsensibilität beschäftige, lebe ich doch mit beiden Eigenschaften ein tolles Leben.

So habe ich, auch nach bald 300 Klientinnen und Klienten, Verständnis dafür, dass wer HB und HS für sich entdeckt, erst einmal eine Menge aufzuarbeiten hat. Bei mir hat das ca. sechs von zehn Jahren gedauert. Damit meine ich aber nicht nur, von "irgendwie Minus bis Null" aufgearbeitet zu haben, sondern für meine Person bedeutet das ganz besonders, von "irgendwie Minus bis auf sehr viel Plus" aufgearbeitet zu haben. Ich bin also nach der Aufarbeitung des Verstehens darüber hinaus auf die Seite des Erkennens weiter, sonst wäre hier kein Blog und mein Wissen um die beiden Themen entstanden.

Seit ca. zwei Jahren würde ich mich wie folgt nun beschreiben:


Ich bin nicht mehr "mein Thema - fertig Drama."

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In genau diesen letzten 2-3 Jahren ging zumindest bei den Hochsensibeln die Post ab. Die machen sich lautstark, versammeln sich, halten Kongresse ab und kümmern sich auf unzählige Weisen darum, zu Beklagendes zu mindern und irgendwie etwas Gutes für sich zu tun - um besser leben zu können. Das leuchtet ein, wer würde nicht im ersten Moment oder einer ersten Phase diese Selbstfürsorge erlangen mögen, wenn man zuvor Jahre unverstanden gelitten hat oder zumindest irgendwie belastet war von Dingen, Emissionen und nicht zuletzt Unverständnis oder sogar Ablehnung.

Seit ca. drei Jahren fahre ich für mich persönlich ein Programm, diesen Punkt der Selbstfürsorge auf meine mir mögliche Weise zu verlassen. Das wird nicht ganz erreichbar werden, wozu auch. Selbstfürsorge ist wichtig und richtig und gut - sie ist aber mE nicht das Einzige, was zu tun ist. Da mache ich einen Unterschied. Daher löste ich mich auch von Foren und Gruppen zum Thema Hochsensibilität. Was dort aktuell aufblüht, ist genau das, was ich verlasse, weil mir das selber nichts mehr gibt. Ich weiss, was ich brauche, was nicht, wo ich Sorge für mich tragen muss, wann ich vom Weg abkomme und was ich als Gegenmassnahmen einleiten kann.

Mein Verlassen dieses alten Punktes trägt daher in sich, mich rauen Umständen und Widrigkeiten, die mich belasten, mich auszusetzen, mich zu konfrontieren. Ich trainiere mich in Menschenmengen, Lärm, Shoppingmalls und allenfalls für mich banalem Geschwätz, mit dem man mich vielleicht auch noch überzeugen möchte. Ich übe, es auszuhalten und leicht und galant damit umgehen zu können. Oft ist eine verspätete ICE-Fahrt so eine Gelegenheit, Familienfeste, Läden, etc. Ich reklamiere also keine Schonung mehr für mich ein, sondern sorge unauffällig für mich selber und sonst lerne ich bewusst und willentlich, mit den gerade unangenehmen Umständen leichter und leichter zu leben. Und ich bin schon recht gut darin: vor vier Jahren konnte ich ca. 2 Tage pro Woche richtig arbeiten - heute sind es bei Disziplin mehrere Wochen bei einer Fünf-Tage-Woche. Ich bin voll einsetzbar. Den Rest regelt meine Selbständigkeit.

Ich bin darin selbstkompetent. 

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Doch was fange ich nun mit dieser Selbstkompetenz in Hochsensibilität und Hochbegabung an? Was kann ich damit tun? Was könnten die beiden Eigenschaften meines Wesens "bringen", wie man so sagt oder fragt: 'Was bringt mir/dir/uns das?'

Die Antwort aus meinem "HB-HS-Mund" bringt nur sehr wenig. Sie würde einzig dazu dienen, für Orientierung-suchende 'Anfängerinnen und Anfänger' mit HB - HS zu lesen, '...ahhh, dem geht es so wir mir.' - Damit bleiben wir aber unter uns. Ein Coaching mit Schwerpunkt HB oder HS wird möglich.

Meine Rolle als Coach im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung aller Menschen, also auch Normalos, ist es aber, gerade weil Coaching nach Zielen fragt, herauszuarbeiten und in Worte und Bilder zu fassen, was nun eine Hochsensibilität und auch Hochbegabung "bringen" kann. Also setzen hier vielleicht seltener Postings den Blog fort, aber eine Entwicklung muss erkennbar werden - und es gibt eine.

"Ich will, dass das hier weitergeht" - könnte ich formulieren.

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Die in der Alltagsprache verwendete Rede "Was bringt es?" oder "Was bringt mir das?" ist niemals eine Frage Hochsensibler oder Hochbegabter - es ist eine Frage der Normalos, die instinktiv nach Arterhalt fragen. Und daher ist diese Frage auch im Sinne der Normalo-Erwartungen zu beantworten, ansonsten wohl nur wenig miteinander entsteht.

Möchte ich also einen Arbeitsplatz, eine Wohnung, einen Kredit, einen Handyvertrag oder Verständnis bezüglich eines Antrages an die Krankenkasse, so kann es recht schwierig werden, die eigene Lebensposition, diese eigene Insel der Selbstfürsorge in ein tragbares Verhältnis / Verträge / Aufträge / Honorare zu bringen, mit welchen man gut leben kann.

Eingeschoben: Die gesellschaftliche Tendenz zur neoliberalen Selbstoptimierung fördert diese Frage zum zentralen Orientierungspunkt schier aller Menschen und Systeme und deren millionenfachen täglichen Entscheidungen: "W
as bringt mir das?" - Red. JJ

Was es in dieser Welt auch alles geben mag, z.B. so etwas wie Hoffnungen auf ein bedingungsloses Grundeinkommen, so bezweifle ich, dass das irgendwen schonen und glücklich machen würde oder wird. Ich vertrete die Meinung, wir haben uns das Leben in Arbeit und Sold zu organisieren, insofern wir in der Lage sind, diese Leistung zu erbringen. Geld verdienen werde ich in meinen Gesprächen niemals aus den Augen verlieren gehen lassen. Miete, Krankenkasse, Telefon, Essen, Kleidung und Bildung, Mobilität und Urlaub bezahlen ist nun mal da. Ich suche also nicht nach einer Nische, in der ich mich aushalten kann - wonach ich bei Hochbegabung und Hochsensibilität weiter intensiv suche, sind Antworten und Wege, ich ich locker und wohlergehend mithalten kann. 

Darin verstehe ich mich selber - tun Sie das für sich auch?
Oder worin verstehen Sie sich?

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Aus dieser Rücklage des sich-Schonens heraus in die Vorlage des Überwindes zu gelangen, mag zwei Etappen oder zwei Phasen darstellen. Doch beide überzeugen mich heute nicht wirklich, etwas Wirkliches zu erbringen, was meine Hochsensibilität und Hochbegabung anbelangt - wo also ist eine sinnstiftende Wirkung? Womit kann ich meine Wahrnehmungen und Gedanken gewinnbringend einbringen? Wo oder Wie bringt es was?

In dem ich ins Anbieten gehe - eine dritte Phase. 

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Da ich eine gute Selbstfürsorge betreue, da ich viel aushalten kann, da ich damit freier fühle und denke, habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, meine "Dinge" als Empfehlung, Tipp, Hinweis, so bezeichnetes 'Querdenken', eben als ANGEBOTE zu veröffentlichen: In XING, bei LinkedIn, in Blogs, allenfalls bei Facebook.

In mir ist es damit ruhig geworden. Ich habe ein Ventil meine Sichten und Gedanken einzubringen, aber ich klage dabei weder Rücksicht ein, noch muss ich besseres Denken als Verständnis einfordern. Ich lege meine Sachen als ANGEBOT hin und kümmere mich nicht. Es ist da, macht damit was euch geht.




Resultat: Menschen finden Vertrauen -
ob durch Angeregtheit, Transparenz, Raum, Lassen.
 


Dieses Vertrauen ist jener Boden, der zwei unterschiedlichen Menschen dann ermöglicht, zusammen etwas einzugehen und zu vereinbaren. Wichtig dabei: Weder Hochbegabung noch Hochsensibilität einbringen (nicht das Eigenste 'Ich' einbringen), weil das erschreckt. Sondern ohne jeden weiteren Ton fragen, was dem anderen geht, was sie oder ihn angeregt hat - "Was bewegt?" Denn wenn ihr genau darüber nachdenkt:

Hochbegabung und Hochsensibilität BRINGT etwas in Formen von: dass es ANDERE BEWEGT. Dazu braucht es der Vorsicht und denkt daran: für die oder den Anderen ist der Raum mit einem oder zwei Gedanken bereits voll. Bietet nur an, meint aber nicht, ihr müsstet nun Leistung beweisen. Lasst das den Anderen seine Leistung sein, es angenommen zu haben.

So kann die Annäherung freiwillig geschehen, das Aufgenommene wird verdaut. Dann ruft auch jemand an oder schreibt, dann entsteht ein tragfähiges Miteinander und ein erfreutes Wiedersehen.

Wichtig: So bleiben auch beide Expertin und Experte. 



Herzlich
Jona Jakob
Schweiz: Zürich und Bern
Deutschland: Frankfurt und Aschaffenburg


28.07.2017

Geschenke, Gaben, Begabungen, Lebensjahre und Tierisches


In diesen Tagen finde ich in meiner Timeline bei Facebook einen Fotobeitrag eines Ornithologen und Fotografen, von Herrn FjMeier Balzers. Aufmerksam geworden durch ein Bild von einem wunderbar gefiederten Tier las ich das Posting und erkannte, dass es Buntfalken gibt:

Foto mit Erlaubnis: von FjMeier Balzers - Junger Buntfalke

Schon als Kind sah ich enorm gut, ob nah oder in die Ferne. Ich konnte Verkehrsschilder lesen, da blieb so eine Tafel für andere ein verschwommener Farbtupfer. Das führte dahin, dass ich bei den Pfadfindern 'Falk' getauft wurde.

Was dieses 'Sehvermögen' angeht, so favorisiere ich zu meinen Disco-Zeiten Mädchen mit einer Art Käuzchenblick, die mit zugekniffenen Augen den Raum betraten. Bis ich mit der Zeit herausfand, "... die sehen einfach nichts, ...". Die waren Kurzsichtig und liessen aber im Ausgang lieber ihre Brillen in den Handtaschen oder ganz zuhause.

Erst viele Jahre später, als ich segelte, öfters auch Langstreckenragatten, da erst merkte ich, dass auch Männer nicht weit sehen können. Als Vorschoter auf dem Schiff sah ich die orange Wendemarke / Boje schon längst am Horizont, wo hingegen der Skipper mE einen Scheiss zusammensegelte, ganz einfach, weil er ebenso nichts sah.

Mit dem Erwachsenwerden erhielt die Qualität des 'Sehens' noch eine viel weiter gefasste Qualität. Und wenn mich meine Begabung im Leben zuerst verführte, als unerkannt sich falsch verstehender 'bunter Vogel', so bin ich gerade nicht abgeneigt, neu mit mir auszumachen, gut sehend ein Buntfalke zu sein.

Zum Thema Begabung bleiben zwei Fragen:
  • Gibt es andere bunte Tiere?
  • Und wenn Ja, welches passt zu dir?




30.04.2017

Hochsensibilität im Notzustand ist oft ganz was anderes als "Ich kann nicht mehr!"

Diesen Beitrag schreibe ich, weil ich aktuell davon betroffen bin und meinen Zustand nach den Jahren zu beschreiben vermag. Mein Notzustand besteht seit ca. zwei Monaten, wovon er sich jetzt zuspitzt und ich bewusst Massnahmen dagegen ergreifen muss, ansonsten ich wie "kaputt" gehe und sich das dann lange nicht wirklich "wieder herstellen" lässt.

Nach bald zehn Jahren Thema Hochsensibilität steht meist ...

  • Unverständnis
  • Nicht-Akzeptanz
  • Ablehnung
  • Lächerlichmachen
  • etc.
im Raum. Der 'Raum', das ist das gegenseitige Verständnis, welches in dem Moment herrscht oder entsteht, wenn ein Hochsensibler sagt: "Ich kann nicht mehr." 


"Ich kann nicht mehr!" - Was meint das?


Im ersten Moment würden wir alle sagen: Wir alle wissen, was damit gemeint ist, wenn jemand sagt: "Ich kann nicht mehr." Vom kindlichen Rumrennen, vom Wandern, vom Schulstress oder von einer Arbeit, bei der man lange stehen muss oder schwer heben - davon ist man auf einer linearen Strecke an Leistung erschöpft und kann (meist kräftemässig / körperlich / physisch nicht mehr). Man hat einen Formabfall, die Leistungskurve sackt nach unten, die Messwerte fallen.

Das ist die Form der Erschöpfung, wo sich jemand pustend und schnaufend kurz zur Seite stellt, sich hinsetzt, seinen Körper ruhen lässt, auf dass der wieder Kraft schöpft - nach einer Pause. 

Selbst wenn jemand von Wetterstrapazen unterkühlt ist und klappernd einbricht, verstehen wir das "nur körperlich". Eine Pause mit Ruhe, Trockenheit und Wärme ... und der Mensch rappelt sich wieder auf. 

Auch wenn jemand Emissionen nicht verträgt, zu viel Licht, zu viel Lärm, zu viel Giftstoffe oder allergisch machende Stoffe - so muss halt da jemand davon verschont werden. Pause für den Körper von dieser Belastung, die erneut wie eine körperliche Belastung "verstanden wird". Man stärkt die Person, in dem man den Körper entlastet, das Materielle des Körpers: die Augen, die Ohren, die Nase, beim Essen, bei Hautberührungen - einfach verschonen und erholen lassen. 

Das sind alles Formen von Erschöpfungen und vermutlich längst nicht alle - von seelischen Formen schrieb ich nicht. Wir Betroffenen erliegen nicht selten genug dem Gedanken, der Körper sei einfach belastet und daher sei auch die "Batterie leer". 


Arterhalt und Sieg als das Mass der Dinge - anerzogen und in den Genen


Die Gründe für diese Sichtweise / dieses Verständnis, eingeschlossen die Art und Weise wie darauf reagiert wird, ist einfach erklärt: Unser millionenjahre alter Trieb, die eigene Art zu erhalten, lässt uns - besonders das körperliche betrachtend - jenes sofort als stark oder schwach bewerten. Das ist uns allen eingeprägt und eingetrichtert: The winner takes it all! Damit sind aber die Notzustände von Hochsensiblen meist nicht verstanden - es braucht eine andere Sichtweise.


Von "Ich kann nicht mehr!" zu "Es ist mir zu viel!"


Die Not, die ich gerade selber erlebe, und die ich, wie ich meine, oft beobachte, ist folgende: Meine Not steckt weniger in der Rede: "Ich kann nicht mehr!" - als in den Worten "Es ist mir zu viel!" Ich sehe mich durchaus noch in der Lage, weitermachen zu können - worunter ich aber in meiner Handlungsfähigkeit zu grunde gehe, ist ein Übermass. Und nicht zu selten ist es - wenn es schwer paradox und damit kaum noch verständlich wird - ... nicht zu selten ist dies der Fall, wenn es mir "zu gut ergeht", wenn mir zu viel Gutes und Liebes, Aufmerksames und Geschenktes widerfährt. Dann nämlich vermag ich nicht mehr in meiner ganzen Präsenz "Danke!" zu sagen und schäme mich dann einfach. 

Was meine ich mit "zu viel"?

  • Jeder, der etwas Benzin im Blut hat, weiss, dass es dem ganzen Antriebssystem, dem Motor, dem Getriebe und vielen anderen Systemen nicht gut tut, wenn man beim Öl nachfüllen, zu viel Öl einfüllt.
  • Jeder, der unter Bluthochdruck leidet, nachts verschwitzt wach wird und das Herz übermässig rast, die Adern pulsieren, man meint, der Körper zerplatze, der weiss, dass "zu viel" nicht gut tut. Zu viel Essen. Zu viel Zucker. Zu viel Alkohol. Zu viel Salz. 
  • Jeder, der vom Urlaub zurückkehrt und seinen Briefkasten übervoll vorfindet, der weiss, dass die Situation am Briefkasten unmöglich wird, da eben "zu viel". Man kann nix mehr reinstopfen, wäre es noch so wichtig oder so arg zerfaltet und reingestopft. Was raushängt wird feucht oder geht verloren. Post und Nachrichten kommen nicht mehr an. 
  • Wem es je wo zu eng wurde, ob im Lift, im Konzertsaal, im vollen ICE oder Flugzeug, weiss, wie sich "zu viel" anfühlt. Man ringt nach Luft, man wünscht sich Abstand, Luft, Erleichterung, der Druck würde abgelassen. Lüften wäre toll. 
  • Jeder, der je einen Topf hat überkochen gesehen, weiss, was "zu viel" sein kann.


Was ist der Unterschied von "kann nicht mehr" und "zu viel"?


Natürlich bringt mich auch ein "zu-Viel" dahin, wo ich sage: "Ich kann nicht mehr!" - Aber das muss dann richtig vermittelt oder richtig verstanden werden. Denn ich bin dann meist nicht auf eine Weise beeinträchtigt, dass ich nicht mehr könnte. Ich könnte allenfalls durchaus - mein Körper-System würde noch funktionieren. Aber es wird durch eine Art
  • Overload / Überfrachtung
  • Overkill / Übermass
  • Hochdruck / Überdruck
  • Überhitzung
  • ein Über ... (meist an zu fühlenden Eindrücken, guten wie schlechten) überfordert
Der Unterschied dieses Ausscheidens ist nicht ein Abbruch meiner Leistungskurve, die durch eine Pause wieder gesteigert werden kann (körperlich-physikalische Erschöpfung), sondern es explodiert mein System nächstens - der Totalausfall ist absehbar und für mich fühlbar. Ich zerberste, meine Nerven überhitzen sich, überglühen, es zerfetzt mich. Dem entsprechend habe ich nicht nur Muskelkater oder einen lokalen Schmerz, sondern mein Schmerz ist nicht mehr auszumachen. Ich weiss nicht mehr wie sitzen, wie stehen, wie liegen. Mir ist heiss, kalt, zu hell und zu dunkel. Ich habe eine totalen Systemausfall, wenn es richtig arg wird. (Ich kann mich da heute davor bewahren - aber so ist es, wenn ich es weiter geschehen liesse). Auf meinen kleinen Körper runterprojiziert, kommt die Situation einem atomaren GAU - dem grösst anzunehmenden Unfall nahe. Das lohnt sich nicht. 


Mich schmerzen nicht Muskeln oder Bänder - mich schmerzen Wahrnehmungen, Empfindungen und Gefühle ... und alles, was ich mit meinen 5-6 Sinnen wahrzunehmen vermag.

Und ich möchte kurz allen schreiben: Dieser Schmerzzustand ist das Grauen. Denn von da an ist wirklich alles zu viel, was mich irgendwie belastet. Wenn dann aus Liebe jemand fragt: "Was möchtest du essen?" ist das zu anstrengend. 

So ist vielleicht zu erklären, warum Hochsensible eher wo weg müssen, Abstand suchen. Denn dieser Überdruck kann nicht linear abgebaut werden, wie Muskelermüdung. Er kann einzig wie verdunsten, einem Nebel gleich, einem abkühlenden System ähnlich, der Druck muss runter und raus.

Meine zusammengekommene Überfrachtung entstand aus
  • Unternehmenserfolg meiner Partnerin - wir freuen uns wie blöde
  • Erfolge meiner eigenen Arbeit - ich habe 2017 ein sagenhaft erfolgreiches Jahr
  • die tollen Feedbacks meiner Klientel
  • die Bestnoten für Projekte meiner Liebsten von Kunden
  • das Glücksgefühl der neuen Wohnung
  • das noch grössere Glücksgefühl, wie ich in den neuen Räumen arbeiten darf
  • die Freude über neue Aufgaben
  • die schönen neuen Möbel und Räume - das schöne Zuhause
  • die Begeisterung über die neue, frische, gesunde Küche, da wir einen Markt haben
  • alleine schon der hohe Genuss von feinsten Käsen vom Markt 
  • eine herzliche Hochzeitseinladung
  • eine ältere Dame besucht uns ein erstes Mal
  • etc. 
________


Gestern brachte mir meine Liebste einen wunderschönen Strauss auberginefarbener Pfingstrosen nach Hause. Pfingstrosen, die ich liebe. Ich konnte nicht mehr "Danke!" sagen. Ich konnte keine Freude mehr aufnehmen - und barst über diese Form von Verlust auseinander, ihr nicht danke sagen zu können. Vielleicht sollten wir Hochsensiblen eher vermitteln / sagen: 

"Es ist mir zu viel!
Es wird mir zu viel! -
Gerade weil es so schön und so gut ist.
Versuche das zu verstehen - es ist paradox. "



Von dem Moment an ist es wichtig, dass die Mitmenschen, besonders die Nahestehenden, 
  • nichts Neues mehr auftischen
  • keine Varianten anbieten, sondern das Übliche fortfahren, auch wenn das andere Vorteile hätte
  • keine Ausnahmen machen, das "Standard-Programm" laufen lassen
  • keinen Hype
  • keine Aktionen / Promotionen / Gelegenheiten / Zusätzliches
  • keine Gelegenheiten "noch schnell wahrnehmen"

Man kann das alles schon tun, aber nicht auf die Beziehung zum HS bezogen. Es ist in diesem Moment gar nicht so schlimm, den Menschen in seinem Hyper-Zustand alleine zu lassen. Machen Sie Ihr eigenes Ding, informieren bzw. berichten Sie weniger. Führen Sie nicht alles zu detailliert aus. Werden Sie etwas schweigsam oder knapper. Warten Sie mit Neuem. Hochsensible können Neues allenfalls nicht schon wieder aufnehmen, weil das Neue von gestern noch nicht innerlich nachrücken konnte. Wie soll sich ein HSP (hochsensible Person / highly sensitiv person) über das Neue von heute freuen, wenn das Neue von gestern noch nicht verdaut werden konnte?

Klar, als Fakt, als Information, als Kognitives ist das Neue von gestern aufgenommen - aber seelisch, gefühlt, wahrgenommen ist es das noch nicht. Da Hochsensible, dieses fühlende Wahrnehmen viel tiefer und intensiver "machen", bedeutet das zwei Dinge:

a) sie brauchen weniger Neues und

b) sie freuen sich viel länger über das Neue von gestern, vorgestern, letzter Woche, letztem Jahr.

Wenn Sie weiter einen physisch Erschöpften für einen 'Looser' halten, was weit verbreitet ist, nun gut. Aber denken Sie einmal darüber nach, welches Ihr ganz wunderbares Glück es ist, einen Hochsensiblen um sich zu haben, Menschen, die den Dingen - allen Dingen - eine ganz andere Tiefe und Qualität schenken, weil die das so intensiv wahrnehmen können.
Sie schätzen doch auch guten Geschmack, Bildschärfe, einen tollen Klang und ein sattes Fahrgefühl oder die Tiefe eines luxuriösen 1A-Fahrersitzes am Steuer eines feinen Wagens. Verstehen Sie Ihren Hochsensiblen "so"! Der braucht wie Rassehunde GENAU DAS (was auch immer) - und nicht x-beliebiges im Dauer-Übermass. Dafür beschenken diese Menschen Sie mit Wahrnehmungen und Bildern, Texten und Musik, Kunst und Stil, Mode und Geschmack, die Sie alleine vielleicht nie wahrgenommen hätten.

Hochsensible sind nicht zu selten Ihre Schöpfer aller Künste. 






27.04.2017

Hochbegabt? Hochsensibel?

Für mich
ist Hochsensibilität eine Fähigkeit, 
eine Intelligenz, 
ganz im Sinn einer hohen Begabung, 
einer Hochbegabung.

Vor zehn Jahren schon
schrieb ich,
es gibt ein denkendes Denken
und ein fühlendes Denken.
Es ist mehr so flüssig.

Jona Jakob - 2017

05.04.2017

"Vergessen Sie nicht!: - Wenn Sie darüber nachdenken müssen, dann muss der andere auch darüber nachdenken."

Diese Äusserung schnappte ich im Alltag auf. Ein Mitarbeiter wies seinen Vorgesetzten ausdrücklich und gut hörbar darauf hin. Es ging dabei um eine bauliche Problemlösung.

"Vergessen Sie nicht!: - Wenn Sie darüber nachdenken müssen, dann muss der andere auch darüber nachdenken."

Der Satz sass. Jedenfalls für mich. Denn in dem Satz ist eine für Hochbegabte tiefere Wahrheit versteckt, die, "so ausgesprochen vermittelt", einer lebensweisen Erfahrung gleich kommt. So, als wüsste man das als guten Ratschlag, Maxime und verbriefter Wert an "sozialer Kompetenz" - es war eine Ausdruck einer anerzogenen Konditionierung, sich "so" zu verhalten.

Der Chef solle also anhand der Selbstbeobachtung, zu lange oder zu kompliziert über einer Lösung zu grübeln im Auge behalten, dass sich dieses Verhalten in der Lösung wiederspiegle und damit der Kunde / Zuhörer / Empfänger der Botschaft selber anfange, die Sache kompliziert zu verstehen bzw. zu interpretieren. Das möge man bitte niemandem, wenn man sorgenfrei leben möchte, zumuten.

DAS ist die Aussage des Ratschlages: Man möge bitte - wenn man sorgenfrei und erfolgreich miteinander Geschäfte machen oder leben möchte - niemandem kompliziert erdachte Lösungen zumuten. 



Link zum Blog 'Normalo-Welt', wo das Thema ähnlich nochmals dargestellt wird:
http://normalowelt.blogspot.de/2012/08/losungsorientiert-vs.html


Das nenne ich Normalo-Kompetenz. Wissen, wie die ticken. Wissen, was die brauchen. Beachten, was die mögen. Oder verhindern, das Gegenteil zu erzeugen, nämlich zu nerven, in dem man sie in den meisten Fällen verunsichert, was dann ganz unterschiedlich als ablehnende Reaktion zu Tage tritt.

Es empfiehlt sich daher für Hochbegabte, dieser Weisheit Beachtung zu schenken. Denken Sie zuvor für sich, klamüsiern Sie es für sich selber aus. Aber wenn Sie es in Formen der Zusammenarbeit, Vorschläge, Lösungen, Anweisungen, Ideen und einfach zusammen leben einbringen, dann liefern Sie bitte eine Lösung, die Normalos NICHT dazu zwingt, anfangen zu müssen zu denken.

Normalos sind in der Regel weniger Lösungs-orientiert.
Vielmehr sind sie Problemlosigkeits-orientiert. 


Das klingt beim ersten Lesen unerträglich negativ und bewertend, aber ich schreibe das komplett bewertungsfrei und meine das ganz und gar nicht negativ oder irgendwie dümmlich - im Grunde genommen hat die Denken-befreite Strategie des Weiterkommens etwas Geniales, da diese den kleinsten gemeinsamen Nenner verlangt. Für begabte Menschen mag das langweilig und auch langsam oder unbedacht erscheinen. Für die Menschheit aber lässt sich dieser kleinste gemeinsame Nenner als little next step eines problemlösenden Miteinanders das naheste Miteinander und damit die beste Lösung darstellen - unterbewusst gefühlt und stark so empfunden, da man dabei komfortabel nix spürt - jedenfalls keinen Denk-Stress.

KISS - Keep it simple & stupid.

Und achtet euch mal: die weltweit erfolgreichsten Marktkonzepte basieren auf dieser Rezeptur. Verwechselt also nicht das Einfache mit dem Simplen.




02.03.2017

"Das Glas sei nur halbvoll ... nur die obere Hälfte!" - Schlausein als verführendes Elixier

Ich vergesse nie, wie ich 2008 in Andrea Brackmanns Taschenbuch 'Ganz normal hochbegabt' die Stelle las, wo sie beschreibt, dass man Hochbegabten nichts vormachen kann. Sie würden zu gerne dazu neigen, den Therapeuten zu entlarven, ihn sozusagen zu knacken, und dagegen helfe nur höchste Authentizität, ein x-wie gelagertes Vormachen ist nicht.

Es ist ja auch keine Schwäche, wenn man einem Hochbegabten nicht mehr zu folgen vermag. So darf das nicht verdreht werden. Vielmehr ist es
  • a) ein Gap, also eine Differenz zwischen IST und SOLL (Wiki: Gap-Analyse) und 
  • Wichtig: Wenn diese Differenz störend ist, ist sie ein Problem

Hinweis zu diesem Beitrag:
  • Was dieser Beitrag zu beschreiben versucht, bleibt ein Versuch
  • Der Autor meint nicht, für die Situation eine Lösung haben zu müssen
  • Der Autor gibt zu, rumzusuchen, zu versuchen, eine Klärung zu schaffen
  • Der Autor hofft, irgendwie eine Orientierung zu finden, einen Weg, eine Betrachtungsmöglichkeit
  • Der Beitrag betrifft meiner Erfahrung nach ca. 2% aller Hochbegabten, also sehr, sehr wenige Personen

In den nun neun Jahren Arbeit mit dem Thema Hochbegabung sind mir ab und zu Menschen begegnet, welche mir gleich vermittelt haben, sie würden mir nicht trauen oder jenem, was das bisherige Wissen zum Thema Hochbegabung hergebe. Ich solle das nicht persönlich nehmen, sie hätten auch nie Lehrern, Ärzten, den Gesetzen, Verträgen, der Medizin noch Therapeuten vertraut. Sie hätten stets alles endlos hinterfragt und sich dann selber eine 'Wahrheit' gebildet. Leider sei es aber unterdessen so,dass sie niemand mehr verstünde, niemand mehr ihnen folge oder weiter Beachtung schenke und sie selber auch nicht mehr wüssten, wie oder wo sie sich im Leben oder Beruf noch weiter entwickeln oder sonst wie orientieren könnten - zumal andere ja (im Aussen) viel erfolgreicher scheinen würden oder es konkret seien, was Rang, Titel, Status und Geld oder Geschäftserfolg anginge.

Diese oder ähnliche Beschreibungen kommen mir vor, als würde jemand über sein "nur" halbvolles Glas klagen - aber die bestätigte Hälfte an Völle sei die obere Hälfte des Glases. Von der unteren Hälfte wird nicht gesprochen, als gäbe es die nicht, als sei dort kein Weg. Aber genau betrachtet gibt es auch 'nach oben' keinen wirklichen Weg, da der Rand des Glases fix ist, es müsste bildlich überlaufen und wäre ohne weiteren Halt, was der beschriebenen Form mE nahe kommt. Kein Halt mehr. Keine Ortung mehr. Keine Koordinaten, keine Rückkopplung, ob als Tiefenmesser, Lot oder Funkfeuer einer Landmarke.

Während ich hier schreibe fällt mir eine Geschichte ein, die uns vor 40 Jahren ein Lehrer vorlas. Der Schweizer Autor, Peter Bichsel, schrieb eine Kindergeschichte von einem Mann, (Zitat)

So etwa wenn Peter Bichsel über einen alten Mann schreibt, der nach und nach alle Wörter durch "Jodok" ersetzte, oder über einen anderen, der sich überlegt, daß es keinen vernünftigen Grund gibt, warum der "Tisch" "Tisch" heißt, und folglich beschließt, ihn von nun ab "Teppich" zu nennen. Das führt er fort, bis schließlich die Beschreibung eines typischen Morgens so klingt "Am Mann blieb der alte Fuß lange im Bett läuten, um neun stellte das Fotoalbum, der Fuß fror auf und blätterte sich auf den Schrank"

Die Protagonisten scheitern an eigens schlauen Ideen. Das 'Schlaue' als das verführende Elixier. Wenn ich als Coach in den Jahren zum Thema Hochbegabung einen schlauen Satz hervorbrachte, dann überzeugt mich selber noch heute:

Viel wichtiger als die Kenntnis und Ergründung der Erscheinungen und Ausprägungen der eigenen Hochbegabung sind alle Kenntnisse und Ergründungen der Erscheinungen und Ausprägungen der mir fremden Normalos. 

Jona Jakob, 2012

Besprechungstisch für Lösungen.

Es gibt von Barbara Henninger folgenden Cartoon:

Oder

Calvin: "People think it must be fun to be a super genius,
but they don't realize how hard it is to put up with all the idiots in the world."

Hobbes: "Isn't your pants zipper supposed to be in the front?"


An dieser Stelle dürfen meine Worte und Ansichten keinen Streit der Rechthaberei vom Zaun brechen oder bewertend wem Unrecht tun. An dieser Stelle ist nur zu erkennen, dass man "so gesehen" nun eine höchst persönliche Wahl, einen selbstverantwortenden Entscheid treffen kann, ob man über das Glas hinaus lebt, die Vermutung nicht ausser Acht lassend, zu vereinsamen, unerreichbar, ja sogar verschroben und irgendwie zu werden. Das Risiko ist da. In etwas ähnlicher Gesellschaft wäre man wohl auch noch, wenn man als Genie oder Künstler anerkannt würde. Aber was, wenn nicht?

Man kann an dieser Stelle aber auch einen Gedanken und vielleicht einen Entscheid wagen, anstatt nach oben, nach unten zu explorieren. In die untere Glashälfte. Das würde nicht meinen, man müsste die obere Hälfte dabei nun gleich ignorieren oder verlassen. Dem ist wirklich nicht so - gerne kann weiter ganz weit vorne oder draussen gedanklich fortgeschritten werden - NUR behalte ich gleichzeitig im Blick, mit dem Rest der Welt in Verbindung zu bleiben.

Der "Rest der Welt" zeigt sich soziodemographisch oder auch als menschliche Bedürfnisse als PYRAMIDE - die grössten Massenanteile sind 'unten', ebenso die grössten Märkte, für jene unter den Begabten, die viel Geld verdienen möchten. Eine Bankenwerbung in den 80ern lautete: "Je höher der Anspruch, desto kleiner die Auswahl." - Selbe Bank plakatierte etwas später: "Wahre Grösse kennt keine Kleinen."

Ich entschied mich etwa 2012, dem Normalo entgegenzugehen, was schon alleine eine Form der Überheblichkeit darstellt - die lässt sich nicht gleich abwischen. Die - sagen wir nun - "andere, die zweite Hälfte" des Glases ist nicht weniger komplex, stark, gewachsen, entwickelt und strategisch bewaffnet. Ich habe heute grossen Respekt vor dem Umfeld um mich, welches mir dennoch oft fremd bleibt. Es wurde mir zur Sozialkompetenz, all das annehmen zu können ('wollen' ist eine andere Frage, aber 'können' ermöglich mir, mich dafür oder dagegen zu entscheiden, und ich lebe beides: mal Ja!, mal Nö!)

Ganz oft scheint einem, dass sich die Reaktionsmuster von Normalos gegen einem richten. Aber tun das wissenschaftlich ungelöste Aufgaben oder Rätsel nicht auch? Sind es nicht auch Herausforderungen? Versuche? Scheitern? Erneutes Versuchen? Zähne ausbeissen? Erfolg dann?

Anstelle meist subjektiver Theorien des Unnachvollziehbaren, diesem 'Odeur von Exklusivität', empfehle ich, Kenntnisse und echte Kompetenzen (Wissen wie Erfahrung und erfolgreicher Umgang) mit all dem, welches im Kosmos der unteren Glashälfte "normalerweise" sein Dasein erfolgreich bestreitet, ansonsten die Menschheit nicht mehr bestünde. Ich empfehle die Ergründung dessen, was man erst als Dumpf abtut. Ich empfehle die Analyse dessen, was zu schnell als Seichtes, Oberflächliches, Unreflektiertes oder sonst wie Abgelehntes verdrängt wird, um erst einmal die eigens verschraubte (Sloterdijk) Bedürftigkeit zu füttern.

Mir geht es weder um Demut noch Beschränkung - im Gegenteil: Was es wirklich braucht, ist die (soziale) Kompetenz des Miteinanders. Vertrauen, Achtsamkeit, Geltenlassen, Gründe kennen, warum Dinge mehrheitlich (Pyramidenfuss) "so" und nicht "so" gemacht werden. Das entspannt dann die Verhältnisse. In diesen Feb-März-Tagen ist es eine feine Aufgabe, Karneval oder Faschin zu begreifen. Was tun diese Menschen da? Wie können die am Strassenrand verkleidet feiern? Warum lachen die in etwas Alkoholrausch? Was verbindet sie, in Gruppen umherzuziehen? Nächstes Thema: Fussball; nächstes Thema: Vereine; nächstes Thema: Formel 1 oder Boxen oder RTL II, Dschungel-Camp, Frauentausch, Traumfrau gesucht, Bauer sucht, Ich verklage dich und Polizeistreife Duisburg.

Was ist das Geniale an einer BILD-Zeitung? Was ist das Geniale an Windows? Was ist das Geniale an Wasser? Was ist das Geniale an Fussball? Was ist das  Geniale an Sparkassen? an Behörden? an Sozialsystemen? am normalen Alltag?

Dieser Beitrag wird keine Lösung aufzeigen. Allenfalls kann die Frage aufkommen, ob ich als Hochbegabter Mensch vielleicht eine Selbstverantwortung habe, welche Anteile enthalten könnte, mich sozial tragfähig zu gestalten, ob ich lieber lesen und lernen, denken und entwickeln würde - ich aber vierteljährlich meine Steuern zu belegen habe, das Bad zu putzen, Abfall zu trennen und ab und andere Dinge GLEICHZUTUN, als Form von Beitrag für ein Miteinander.

Man kann also tatsächlich auf gefrorenem Eis ins kalte Wasser einbrechen. Vom Ufer her legt sich wer flach aufs Eis, an den Füssen noch von wem anderem Gesichert, einen Stock hinhaltend, an dem man sich erst einmal festhalten und vielleicht herausziehen könnte - man kann in einem solchen Moment auch dem Stock oder dem Rettungsversuch an sich misstrauen, weil man für solche Gedanken genug Fantasie hat: "Vielleicht will der mich nur retten, um mir danach eine satte Rechnung zu stellen? Und wie will er mich über das abgebrochene Eis rausziehen? Und woher sollte der Kraft haben? Ich kenn den ja gar nicht!" Das kann man alles gerne fortfahren. Für mich selber habe ich 2012 entschieden, mich darum zu bemühen, zu vertrauen. Vertrauen ins Fremde, ins Unbedachte, ins Unkontrollierbare und ins Andersartige. A) um nicht verrückt zu werden, B) um nicht einsam zu werden und C) um seither eine Lebenserfahrung weiter zu machen, die so aufreibend ist, wie alles Unerforschte.

Wie Sie das für sich halten wollen, selbst wenn Sie in der Lage sind, Fachleute auszuhebeln, bleibt Ihnen nicht nur überlassen - es bleibt Ihnen so oder so. Es gibt keine halbvollen Gläser. Es gibt, genau betrachtet, auch keine Exlusivität, auch nicht für Genies. Als Mensch bleiben Sie Mensch.

Wie gesagt, mir sind nur ganz wenige Menschen mit dieser Problematik begegnet. Sie haben sich zum jeweiligen Zeitpunkt für sich selber entschieden, im Sinne des Beitrages: Richtung nach oben. Persönlich bin ich in all den Jahren oft ganz glücklich gewesen, nicht so sehr hochbegabt zu sein, mein Durchschnittswert von fünf Tests liegt bei 127 IQ-Punkten. Meine 'Kompetenz' und besonders meine Haltung mag sich daher eher so beschreiben:

  • Ich befasse mich heute mehr mit den Normalos, als mit der HB-Thematik
  • Allenfalls gibt es ein Coaching-Ziel mit der Beschreibung "downsizing"
  • Mir gelingt relativ weitgehend die Brücke im Miteinander - Schlüsselkompetenz für Erfolg
  • Ein Credo von mir in schier allen Coaching-Anliegen:
    "Was brauche ich, um nicht mehr mein Thema zu sein?" - das gilt für HBE und HSP*
*Hochbegabte Erwachsene / Hochsensible Personen
... und wie ganz oben einleitend geschrieben: Es handelt sich bei dieser Ungelöstheit nicht um generell alle Hochbegabten, das wäre komplett falsch. Es handelt sich mE nach um ca. 2% aller Hochbegabten, also um ganz wenige Menschen, die konkret an dieser Stelle nach Lösungen suchen. 


Mit besten Grüssen

Jona Jakob
Bern Zürich Frankfurt Aschaffenburg



Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die dem Blog und seiner Thematik 80'000 Klicks bescherten. Das berührt mich immer wieder. Lieben Dank für Ihren Beitrag und das darin liegende Miteinander. - Jona Jakob