Die Fragen stellte Fr. Lilli Cremer-Altgeld von 'Hochbegabungswelt'
Jona Jakob
Jona Jakob arbeitet als Coach für Erwachsene. Er beschreibt sich selbst mit den Worten: „Beruflich ist er ursprünglich im Marketing zu Hause. Als Privatmensch lebt er seinen Traum an unüblicher Lebensvielfältigkeit und dank der Möglichkeit, mit seinem Wissen und Wesen für Menschen etwas geben zu können. Er liebt das Gespräch, führt ab und zu ein Segelboot und man kann sich mit ihm über Emil Cioran, Albert Camus und Michel Houellebecq unterhalten. Er ist ein Mensch, dem nichts Menschliches fremd ist. Seine wertfreie Haltung in Begegnungen lässt ihn Menschen bei der Entdeckung ihrer Träume, Vorstellungen und Ziel unterstützend begleiten. Seine eigenen Prägungen der Hochbegabung und Hochsensibilität ermöglichen es ihm, für Menschen mit diesen gleichen Prägungen und Erfahrungen verständnisvoll und einfühlsam da zu sein. Jona Jakobs Coaching-Praxis steht in Schlieren bei Zürich. Im Interview mit Hochbegabungswelt spricht er über sein Leben, seine Aufgaben und seine Träume.“ (Zitatende)
Hochbegabungswelt: Früher hiess es: Vom Tellerwäscher zum Millionär. Bei Ihnen heisst die Headline: Vom Marketing-Chef zum Coach. Was hat Sie bewogen, das Machtzepter ‚Marketing’ aus der Hand zu geben – und einen hochbegabten und/oder hochsensiblen Mitmenschen – zeitweise – in den Mittelpunkt Ihres Denkens und Fühlens zu stellen?
Jona Jakob: Mich bewog die Entscheidung, mich entweder unter das geistige Vermögen meines Patrons zu stellen oder mich davon zu emanzipieren. Mein Entscheid war von den philosophischen Gedanken und meiner existenzialistischen Erziehung geprägt, mich lieber in die kritische Distanz zu befreien, denn mich mit 34 Jahren geistig unterzuordnen. Ich wusste, ich mag mich nicht einordnen, ich würde zu sehr darunter leiden und machte mich daher selbständig. Das war vor 16 Jahren.
Jona Jakob: Mich bewog die Entscheidung, mich entweder unter das geistige Vermögen meines Patrons zu stellen oder mich davon zu emanzipieren. Mein Entscheid war von den philosophischen Gedanken und meiner existenzialistischen Erziehung geprägt, mich lieber in die kritische Distanz zu befreien, denn mich mit 34 Jahren geistig unterzuordnen. Ich wusste, ich mag mich nicht einordnen, ich würde zu sehr darunter leiden und machte mich daher selbständig. Das war vor 16 Jahren.
Es blieb mir die Dozenten- und Beratungstätigkeit und immer häufiger wurden aus den projektbezogenen Aufträgen persönliche Beratungen. Obwohl ich zeitlebens Menschen beriet, damals schon in der Schule und später in der Jugendclique, bündelte sich das Coachen vor fünf Jahren zum Schwerpunkt meiner Tätigkeit, vier davon mit der Entdeckung meiner eigenen Prägungen an Hochbegabung und Hochsensibilität.
Das Erkennen dieser Einflüsse ging mir so heftig in Fleisch und Blut über, dass ich mein Leben insgesamt erkennen und verstehen konnte. Ich sah meine Buntheit und meine Stärken, aber ich erkannte auch all die Missverständnisse, Konflikte, Unwägbarkeiten und Verluste, welche im nie wirklich ganzen Verstehen dieser mir damals noch nicht bekannten Differenz zu den 'Normalos' lagen. Anfänglich freute ich mich erst einmal über die sich neu ergebenden Möglichkeiten. Erst mit etwas zeitlichem Abstand ging ich auch an die unangenehmen Momente der Jahre zuvor heran und da lief dann auch mal die eine oder andere Träne. Es wäre unvorstellbar viel besser gewesen, ich hätte über meine Hochbegabung (HB) und Hochsensibilität (HS) früher Bescheid gewusst.
Seit dem Kennenlernen und Analysieren meiner HB hatte ich keine 'Verluste' mehr, weder zwischenmenschliche noch materielle. Ich agiere ohne grössere Unverstandenheit, weil ich mich und andere in Begegnungen besser spüren und damit moderieren kann. Ich arbeite seit vier Jahren erfolgreich und erfreue mich eines guten Lebensgefühls. Die mit der Erkenntnis um HB und HS gewonnenen Möglichkeiten der Moderation, die veränderte Kommunikation und die hohe Motivation wegen der guten Resultate, lassen es in mir zum Anliegen heranwachsen, Menschen dieses Thema näher zu bringen. Es ist ein wunderbares Geschenk, die Möglichkeit zu haben, Erwachsene mit ihrer persönlichen Hochbegabung vertraut zu machen, mit ihnen die eigenen Anteile daran herauszuarbeiten und sie gemeinsam zu erörtern. Es ist in den meisten Sitzungen eine erleichternde Freude meiner Klientel, für sich neue Wege und Möglichkeiten zu entwickeln, um aus dem alten 'Missverstehens-Drama’ heraus zu einem gelingenden Miteinander zu gelangen.
Mich hat also nichts bewusst 'bewogen' - meine seit Kindheit reflektierende Natur liess mich - zum Glück - meinen Weg finden. So auch den Weg meiner Lebensstationen:
Ich kam in Bern zur Welt und wuchs dort auf. Mit 25 zog es mich förmlich nach Zürich, weil ich bei einer Werbepräsentation eloquent "plattgebügelt" wurde. Die Zürcher hatten für mich eine ungewöhnlich fordernde Sprache und schon auf der Heimfahrt fühlte ich: "Dort muss ich hin". Ich lebe seither in Zürich, der wohl forderndsten und schnellstsprechenden Sprachregion der Schweiz. Doch nach über 20 Jahren hat mir auch das nicht mehr gereicht - heute lebe ich in Frankfurt, habe ein privates HBler-Umfeld und bin wieder bei der Erkenntnis angelangt, dass ich eine tägliche Portion kommunikativer und geistiger Auseinandersetzung brauche, sonst erfasst mich eine Form ungesunder Lethargie.
Hochbegabungswelt: Ihr Bekenntnis: „Ich mag Menschen!“ klingt einerseits selbstverständlich – tun wir das nicht alle? – andererseits ist das in der heutigen Welt, in der fast jeder nur an sich selbst denkt und an den anderen Menschen immer seltener echtes Interesse hat, eine bizarre Ausnahme. Was fasziniert Sie an Menschen?
Jona Jakob: Der von mir geschriebene Satz lautet: "Meine grösste Stärke liegt darin, dass ich Menschen gern habe". Ich bin von drei zum Teil widersprüchlichen Schulen geprägt:
Da ist zum einen die Erziehung durch meine existenzialistisch orientierten Eltern. Besonders mein Vater prägte mich in dieser nackig machenden Denkform, die von den meisten Menschen eher 'negativ' ausgelegt wird. Ich kann heute jedoch das Blanke und Franke daran auch lieben. Wo sonst sollte Ethik oder Integrität beginnen, wenn nicht am unbeschönigten Grund der Dinge?
Dieses kritische Denken brachte mich als Marketingleiter in der Welt des Managements weit und führte mich zu grösseren Aufgaben. Die Betriebswirtschaft und Führungslehren prägten mich insofern, dass nicht einzig der Mensch im Mittelpunkt stehen kann, sondern Sachziele ebenso nach Verantwortung rufen, die uns Menschen reichlich leiden lassen können.
Drittens ist da die mit über 40 Lebensjahren abgeschlossene Ausbildung zum Gesprächsberater, im Sinne von Carl R. Rogers, der den wertfreien, personenzentrierten Ansatz lehrt, eine Form höchster empathischer, wertfreier Annahme dessen, was ist. Diese fünf Jahre Entwicklung liessen mir meine Persönlichkeit einige Mal auf meinen Grund gehen.
Der erste Teil des Satzes zum Punkt, Menschen gerne zu haben, deutet auf die Selbstreflexion, ob ich denn überhaupt Stärken habe und welche davon ich für die grösste halte. Der zweite Teil äussert sich zu einer tief empfundenen Verantwortung, die ich seit Geburt über meine Eltern hinaus lebe, welche sich auf meinem Weg in vielen Geschichten und Begebenheiten wiederfinden lässt und die für mich nicht als eine Blindheit verstanden werden sollte, sondern dass das 'Gernehaben' auch das Negative, Scheiternde, Verlierende, Böse, Schwache, Riechende und Durchnässende des Menschlichen mit einschliesst. Mir ist in dem, was 'Mensch' alles sein kann, kaum etwas fremd. Und ich habe es gern.
Ob es 'bizarr' sei, eine solche Haltung zu fühlen und zu ihr JA zu sagen oder eher umgekehrt, ob es sonst etwas sein könnte, keine solche Haltung in sich zu finden … das möchten ich die Leserschaft selber empfinden lassen?
Hochbegabungswelt: Sie coachen bevorzugt hochbegabte und hochsensible Menschen – in der Schweiz und in Deutschland. Aus Ihrer Wahrnehmung: Was ist das Charakteristische im Hochbegabten-Coaching? Und: Hat sich für Sie ein Länder-Unterschied gezeigt? Wenn ja: Was ist beim Coaching in Zürich anders als in Frankfurt/Main?
Jona Jakob: Zur ersten Frage: Ich 'bevorzuge' nicht. Ich versuche, jeden Menschen annehmen zu können und wenn ich dann einen Auftrag erhalte, dann begleite ich diesen Menschen im Sinne eines Coachings zu seinen Anliegen bzw. Zielen.
Damit kommen wir zu den Aspekten des 'Charakteristischen im Hochbegabten-Coaching'. Obwohl für die Definition der Hochbegabung das messbare Bild des Intelligenzquotienten herbeigezogen wird, bei dem auf einer Gaußschen Kurve 100 Punkte mit 'normal' und 130 Punkte mit 'hochbegabt' bezeichnet werden, habe ich damit meine Mühe. Ich mag das stehen lassen, aber es zählt für mich nicht ausschliesslich. Die höher ausgeprägten Fähigkeiten können auch in anderen Bereichen bestehen, als jene, welche diverse Tests als IQ-Punkte belegen. Daher verändere ich dieses Bild und lege es so aus: Es gibt 10er-Muttern und 10er-Schraubenschlüssel (IQ 100) und es gibt 11er, 12er, 13er, 14er Muttern bzw. dazu passende 11er, 12er, 13er und 14er Schraubenschlüssel. Jeder Mensch kennt das Problem, wenn z.B. an einem Lavabo der Schraubenschlüssel aus dem Werkzeugkasten die grosse Schraubenmutter nicht wirklich zu 'fassen' kriegt. Oder umgekehrt, wenn das Werkzeug gut passt und es daher möglich wird, die Mutter zu 'erfassen'. Sie wird dann nicht verletzt, man rutscht nicht an ihr ab und … es passt einfach.
Daher, der für mich wichtigste Aspekt als Coach für Hochbegabte ist es, dass ich selber in der Lage bin, den Betroffenen bzw. Beglückten in seiner Lage authentisch zu erfassen können. Das bedeutet: diesen Menschen ganz verstehen und ganz fühlen können. Das scheint mir eine grundlegende Bedingung. Denn nur so kann ich mich m.E. in die mit der HB und HS verbundenen Aspekte einfühlen und die Klienten empathisch annehmen.
Die meiste Äusserung von Coachees ist prompt: "Noch nie habe ich mich von jemandem in so kurzer Zeit so ganz verstanden gefühlt." Das zeigt sich in glatter Gesichtshaut, in einsackenden Sitzhaltungen, im aufkommenden Lachen, in kurzen, klaren Sätzen (anstelle von anfänglichen Vierfachwiederholungen, eben als 'verstünde' ich nicht).
Der zweite Aspekt ist, dass ich mit den eigenen Erfahrungen die Entdeckung der Hochbegabung als Erwachsener in seiner Vielfältigkeit kenne. Erneut ist es mir nicht fremd, wenn erwachsene Menschen von unsäglichen Kindheiten erzählen, in denen besonders Frauen ungeschult bleiben sollten, Linkshänder von den eigenen Eltern für 'Dubelis' erklärt wurden und jede Unkonventionalität, jedes Anderssein 'im Dorf / in der Kirche' nicht geduldet und mit Strafe und mit Verstecken geahndet wurde. Zu bedenken ist, dass ich selber einen 1962er-Jahrgang habe. Viele meiner Klienten wurden zwischen 1950 und 1970 geboren und damals waren zahlreiche psychosoziale Erziehungsaspekte der heutigen Zeit nicht bekannt. Die konservativen, bürgerlich und kirchlich geprägten Konventionen, welche Eltern als vormalige Kriegskinder zu Erziehungsformen führten, prägten so manche Jugend junger Menschen, die heute als Erwachsene ihre Begabung entdecken und damit viele Jahre später eine Möglichkeit finden, endlich aufblühen zu können. Mir ist es dann nicht fremd, wenn mir Menschen von fehlendem "Gefühlt-werden" erzählen, von Unverständnis, von Ablehnung, von vielen Aspekten des konfliktbeladenen Erziehens, dem man in seiner Unkenntnis über die HB-Prägung einfach nicht zu entsprechen vermochte und als Kind im Kindergarten, in der Schule oder zuhause immer wieder auffiel.
Mich hat also nichts bewusst 'bewogen' - meine seit Kindheit reflektierende Natur liess mich - zum Glück - meinen Weg finden. So auch den Weg meiner Lebensstationen:
Ich kam in Bern zur Welt und wuchs dort auf. Mit 25 zog es mich förmlich nach Zürich, weil ich bei einer Werbepräsentation eloquent "plattgebügelt" wurde. Die Zürcher hatten für mich eine ungewöhnlich fordernde Sprache und schon auf der Heimfahrt fühlte ich: "Dort muss ich hin". Ich lebe seither in Zürich, der wohl forderndsten und schnellstsprechenden Sprachregion der Schweiz. Doch nach über 20 Jahren hat mir auch das nicht mehr gereicht - heute lebe ich in Frankfurt, habe ein privates HBler-Umfeld und bin wieder bei der Erkenntnis angelangt, dass ich eine tägliche Portion kommunikativer und geistiger Auseinandersetzung brauche, sonst erfasst mich eine Form ungesunder Lethargie.
Hochbegabungswelt: Ihr Bekenntnis: „Ich mag Menschen!“ klingt einerseits selbstverständlich – tun wir das nicht alle? – andererseits ist das in der heutigen Welt, in der fast jeder nur an sich selbst denkt und an den anderen Menschen immer seltener echtes Interesse hat, eine bizarre Ausnahme. Was fasziniert Sie an Menschen?
Jona Jakob: Der von mir geschriebene Satz lautet: "Meine grösste Stärke liegt darin, dass ich Menschen gern habe". Ich bin von drei zum Teil widersprüchlichen Schulen geprägt:
Da ist zum einen die Erziehung durch meine existenzialistisch orientierten Eltern. Besonders mein Vater prägte mich in dieser nackig machenden Denkform, die von den meisten Menschen eher 'negativ' ausgelegt wird. Ich kann heute jedoch das Blanke und Franke daran auch lieben. Wo sonst sollte Ethik oder Integrität beginnen, wenn nicht am unbeschönigten Grund der Dinge?
Dieses kritische Denken brachte mich als Marketingleiter in der Welt des Managements weit und führte mich zu grösseren Aufgaben. Die Betriebswirtschaft und Führungslehren prägten mich insofern, dass nicht einzig der Mensch im Mittelpunkt stehen kann, sondern Sachziele ebenso nach Verantwortung rufen, die uns Menschen reichlich leiden lassen können.
Drittens ist da die mit über 40 Lebensjahren abgeschlossene Ausbildung zum Gesprächsberater, im Sinne von Carl R. Rogers, der den wertfreien, personenzentrierten Ansatz lehrt, eine Form höchster empathischer, wertfreier Annahme dessen, was ist. Diese fünf Jahre Entwicklung liessen mir meine Persönlichkeit einige Mal auf meinen Grund gehen.
Der erste Teil des Satzes zum Punkt, Menschen gerne zu haben, deutet auf die Selbstreflexion, ob ich denn überhaupt Stärken habe und welche davon ich für die grösste halte. Der zweite Teil äussert sich zu einer tief empfundenen Verantwortung, die ich seit Geburt über meine Eltern hinaus lebe, welche sich auf meinem Weg in vielen Geschichten und Begebenheiten wiederfinden lässt und die für mich nicht als eine Blindheit verstanden werden sollte, sondern dass das 'Gernehaben' auch das Negative, Scheiternde, Verlierende, Böse, Schwache, Riechende und Durchnässende des Menschlichen mit einschliesst. Mir ist in dem, was 'Mensch' alles sein kann, kaum etwas fremd. Und ich habe es gern.
Ob es 'bizarr' sei, eine solche Haltung zu fühlen und zu ihr JA zu sagen oder eher umgekehrt, ob es sonst etwas sein könnte, keine solche Haltung in sich zu finden … das möchten ich die Leserschaft selber empfinden lassen?
Hochbegabungswelt: Sie coachen bevorzugt hochbegabte und hochsensible Menschen – in der Schweiz und in Deutschland. Aus Ihrer Wahrnehmung: Was ist das Charakteristische im Hochbegabten-Coaching? Und: Hat sich für Sie ein Länder-Unterschied gezeigt? Wenn ja: Was ist beim Coaching in Zürich anders als in Frankfurt/Main?
Jona Jakob: Zur ersten Frage: Ich 'bevorzuge' nicht. Ich versuche, jeden Menschen annehmen zu können und wenn ich dann einen Auftrag erhalte, dann begleite ich diesen Menschen im Sinne eines Coachings zu seinen Anliegen bzw. Zielen.
Damit kommen wir zu den Aspekten des 'Charakteristischen im Hochbegabten-Coaching'. Obwohl für die Definition der Hochbegabung das messbare Bild des Intelligenzquotienten herbeigezogen wird, bei dem auf einer Gaußschen Kurve 100 Punkte mit 'normal' und 130 Punkte mit 'hochbegabt' bezeichnet werden, habe ich damit meine Mühe. Ich mag das stehen lassen, aber es zählt für mich nicht ausschliesslich. Die höher ausgeprägten Fähigkeiten können auch in anderen Bereichen bestehen, als jene, welche diverse Tests als IQ-Punkte belegen. Daher verändere ich dieses Bild und lege es so aus: Es gibt 10er-Muttern und 10er-Schraubenschlüssel (IQ 100) und es gibt 11er, 12er, 13er, 14er Muttern bzw. dazu passende 11er, 12er, 13er und 14er Schraubenschlüssel. Jeder Mensch kennt das Problem, wenn z.B. an einem Lavabo der Schraubenschlüssel aus dem Werkzeugkasten die grosse Schraubenmutter nicht wirklich zu 'fassen' kriegt. Oder umgekehrt, wenn das Werkzeug gut passt und es daher möglich wird, die Mutter zu 'erfassen'. Sie wird dann nicht verletzt, man rutscht nicht an ihr ab und … es passt einfach.
Daher, der für mich wichtigste Aspekt als Coach für Hochbegabte ist es, dass ich selber in der Lage bin, den Betroffenen bzw. Beglückten in seiner Lage authentisch zu erfassen können. Das bedeutet: diesen Menschen ganz verstehen und ganz fühlen können. Das scheint mir eine grundlegende Bedingung. Denn nur so kann ich mich m.E. in die mit der HB und HS verbundenen Aspekte einfühlen und die Klienten empathisch annehmen.
Die meiste Äusserung von Coachees ist prompt: "Noch nie habe ich mich von jemandem in so kurzer Zeit so ganz verstanden gefühlt." Das zeigt sich in glatter Gesichtshaut, in einsackenden Sitzhaltungen, im aufkommenden Lachen, in kurzen, klaren Sätzen (anstelle von anfänglichen Vierfachwiederholungen, eben als 'verstünde' ich nicht).
Der zweite Aspekt ist, dass ich mit den eigenen Erfahrungen die Entdeckung der Hochbegabung als Erwachsener in seiner Vielfältigkeit kenne. Erneut ist es mir nicht fremd, wenn erwachsene Menschen von unsäglichen Kindheiten erzählen, in denen besonders Frauen ungeschult bleiben sollten, Linkshänder von den eigenen Eltern für 'Dubelis' erklärt wurden und jede Unkonventionalität, jedes Anderssein 'im Dorf / in der Kirche' nicht geduldet und mit Strafe und mit Verstecken geahndet wurde. Zu bedenken ist, dass ich selber einen 1962er-Jahrgang habe. Viele meiner Klienten wurden zwischen 1950 und 1970 geboren und damals waren zahlreiche psychosoziale Erziehungsaspekte der heutigen Zeit nicht bekannt. Die konservativen, bürgerlich und kirchlich geprägten Konventionen, welche Eltern als vormalige Kriegskinder zu Erziehungsformen führten, prägten so manche Jugend junger Menschen, die heute als Erwachsene ihre Begabung entdecken und damit viele Jahre später eine Möglichkeit finden, endlich aufblühen zu können. Mir ist es dann nicht fremd, wenn mir Menschen von fehlendem "Gefühlt-werden" erzählen, von Unverständnis, von Ablehnung, von vielen Aspekten des konfliktbeladenen Erziehens, dem man in seiner Unkenntnis über die HB-Prägung einfach nicht zu entsprechen vermochte und als Kind im Kindergarten, in der Schule oder zuhause immer wieder auffiel.
Auch die zahlreichen Konflikte in Klassen, Gruppen, Teams, Abteilungen, Ortschaften, Familien und Vereinen liegen in mir auf der Hand und wenn ich sie von Klienten erfahre, dann entsteht im Raum dieses unbeschreibliche Gefühl, schweigend bereits zu spüren, worin wir uns gerade verstehen.
Eine zweite Charakteristik des Coaching mit Hochbegabten ist es, dass ein Verstehen möglich wird, welches sonst über lange Jahre nicht bestand. Das lässt Menschen noch im reifen Alter entspannen, annehmen, verstehen und glücklich werden. Ein Coaching mit einem Erwachsenen, der für sich seine Hochbegabung und/oder seine Hochsensibilität entdeckt, ist die schönste Arbeit, die ich je erfüllen durfte.
Die zweite Frage: Hat sich für Sie ein Länder-Unterschied gezeigt? Wenn ja: Was ist beim Coaching in Zürich anders als in Frankfurt/Main?
Nach vier Jahren Leben in Deutschland und dabei die Gelegenheit erhaltend, von hier aus die Schweiz zu sehen, möchte ich mit einer 'plakativen' Antwort auf den Punkt kommen. Meinem Erachten nach erlebe ich die beiden Länder in folgendem am unterschiedlichsten:
In Deutschland ist es angesagt, auf Gesagtes unmittelbar eine Antwort zu liefern. Das 'Sofortige' in der Antwort ist teilweise wichtiger, als die darin liegende Weisheit. Hauptsache, man hat gleich was gesagt. In der Schweiz ist es angesagt und angeraten, auf Gesagtes erst einmal den Mund zu halten.
Das klingt pauschal, es ist vermutlich ungerecht und wirkt provokant. Beide Verhaltensmuster haben aber ihre Vor- und Nachteile in sich. Beide Kommunikationsformen enthalten ihre klugen wie auch ihre verhinderten Anteile.
Das bringt in der Begegnung mit dem Coachingkunden eine sehr unterschiedliche Situation. In Deutschland habe ich eher die Situation, dass der Kunde mit einem hohen Ego-Drive kommt, sagt, meint, behauptet, argumentiert und von vielen Dingen Bescheid zu wissen scheint. Diesen Drive, der mir oft wie ein unnatürlich wirkende Zsunami vorkommt, gilt es soweit zu beruhigen, dass der vor mir sitzende Mensch von seiner Konditionierung des "Liefern-Müssens" abkommen kann, um dann mit einer vertrauensvoll gewonnenen Ruhe zu seinen eigenen Gefühlen und Gedanken zu gelangen. In Deutschland sind die Kunden geradezu verblüfft, dass ein Coachinggespräch von sehr viel Ruhe, Gelassenheit und Entspannung geprägt sein kann und dennoch mehr hergibt, als der vermeintlich gescheite und schnelle Schlagabtausch. Zudem geniessen viele, in der Ruhe eine Art Raum zu erfahren, in welchem eigene Gefühle Platz finden, womit das Gespräch gänzlich beim Klienten bleibt und einzig sie oder er im Zentrum der Aufmerksamkeit steht.
Die zweite Frage: Hat sich für Sie ein Länder-Unterschied gezeigt? Wenn ja: Was ist beim Coaching in Zürich anders als in Frankfurt/Main?
Nach vier Jahren Leben in Deutschland und dabei die Gelegenheit erhaltend, von hier aus die Schweiz zu sehen, möchte ich mit einer 'plakativen' Antwort auf den Punkt kommen. Meinem Erachten nach erlebe ich die beiden Länder in folgendem am unterschiedlichsten:
In Deutschland ist es angesagt, auf Gesagtes unmittelbar eine Antwort zu liefern. Das 'Sofortige' in der Antwort ist teilweise wichtiger, als die darin liegende Weisheit. Hauptsache, man hat gleich was gesagt. In der Schweiz ist es angesagt und angeraten, auf Gesagtes erst einmal den Mund zu halten.
Das klingt pauschal, es ist vermutlich ungerecht und wirkt provokant. Beide Verhaltensmuster haben aber ihre Vor- und Nachteile in sich. Beide Kommunikationsformen enthalten ihre klugen wie auch ihre verhinderten Anteile.
Das bringt in der Begegnung mit dem Coachingkunden eine sehr unterschiedliche Situation. In Deutschland habe ich eher die Situation, dass der Kunde mit einem hohen Ego-Drive kommt, sagt, meint, behauptet, argumentiert und von vielen Dingen Bescheid zu wissen scheint. Diesen Drive, der mir oft wie ein unnatürlich wirkende Zsunami vorkommt, gilt es soweit zu beruhigen, dass der vor mir sitzende Mensch von seiner Konditionierung des "Liefern-Müssens" abkommen kann, um dann mit einer vertrauensvoll gewonnenen Ruhe zu seinen eigenen Gefühlen und Gedanken zu gelangen. In Deutschland sind die Kunden geradezu verblüfft, dass ein Coachinggespräch von sehr viel Ruhe, Gelassenheit und Entspannung geprägt sein kann und dennoch mehr hergibt, als der vermeintlich gescheite und schnelle Schlagabtausch. Zudem geniessen viele, in der Ruhe eine Art Raum zu erfahren, in welchem eigene Gefühle Platz finden, womit das Gespräch gänzlich beim Klienten bleibt und einzig sie oder er im Zentrum der Aufmerksamkeit steht.
Das Umgekehrte ist es in der Schweiz. Hier kommt anfänglich mehr eine Undurchdringlichkeit von Schweigen. Die ersten Angaben bleiben an der Aussen- oder Oberfläche und erst mit der Zeit werden die beschriebenen Geschehnisse wahrhaftiger und in trefflichen Worten mitgeteilt. Diese ersten Erläuterungen haben manchmal etwas Harziges, Zähfliessendes und erscheinen gefühlt als noch nicht am Grund der 'persönlichen Empfindungen' der Klienten. 'Underachievement', Tiefstapelei, wie es die Fachwelt zum Thema Hochbegabung kennt, ist m.E. in der Schweiz eine sehr weit verbreitete Erscheinungsform, die nicht selten mit einem höheren Leidensdruck verbunden ausgedrückt wird.
Was in Bezug aufs Schweigen meistens hilft: Die HB-Prägungen, das Bunte dieser Gemüter, es weiss immer eine Geschichte zum Besten zu geben, da ist immer etwas da, womit ein Anfang gemacht werden kann. Mündet so ein Aufbrechen und Aussprechen in ein empathisches Verstehen, ein Mitfühlen von Leid und Erleichterung, sitze ich nicht zu selten von einem weinenden Gesicht, das anfängt fröhlich zu lachen und strahlend hervorzublicken.
Eines möchte ich aber nicht falsch verstanden wissen. Ich arbeite als Coach. Ein Coach erhält den Auftrag, mit jemandem ein Ziel zu erreichen. Das kann sein, erst einmal Ziele herauszuarbeiten oder eine Arbeitsstelle zu bekommen, ein Mobbing zu verhindern, Entscheidungen besser fällen zu können (Selbständigkeit, Investition, Orientierungswechsel), Verhandlungsgespräche vorzubereiten (Vorstellungsgespräch, Lohnverhandlungen, Jahresgespräche) oder die Wahl einer Ausbildung zu treffen bzw. diese dann durchzustehen und erfolgreich zu bestehen.
Wenn jemand mit seiner HB oder HS einen psychologischen Bedarf hat, z.B. Ängste zu verlieren oder Traumata aufzuarbeiten, dann gehört das nicht in den Bereich eines Coachingauftrages. Ein Coaching ersetzt keine Psychotherapie. Ein Coaching ist und bleibt eine Hilfe zur Selbsthilfe, was eine Form des Managements der eigenen Lebensführung ist, Leadership fürs Eigene. In einem Coaching ist die/der Auftraggeber/in in Selbstverantwortung willens, den eigenen Prozess selber zu gestalten und zu optimieren.
Hochbegabungswelt: Was tun Sie, damit hochbegabte Menschen ihr eigenes Leben optimieren? Und wie tun Sie es?
Jona Jakob: Wenn sich Coaching mit Themen der eigenen Selbst- und Lebensführung oder der Gestaltung der Arbeitssituation befasst, dann geht es dabei inhaltlich am meisten um Entscheidungen des "WIE?". Hierfür habe ich eben von der Möglichkeit erzählt, das Leben mit dem Kennen der eigene HB besser 'moderieren' zu können.
Der personenzentrierte Ansatz von Carl R. Rogers versucht, dass Klienten möglichst eigene Lösungen spüren/fühlen, so dass sie dann ihre möglichen Schritte erkennen und auswählen können, die sie persönlich als nächstes machen möchten.
Solche Lösungsansätze kann ich dann von meiner Seite her mit philosophischen Gedanken im Bereich Werte ergänzen. Das gleiche mit den Gesetzen der Betriebswirtschaft, des Managements und der Führung. Darüber hinaus helfen unterschiedlichste Verfahren, wie das zirkuläre Fragen oder wenn sinnvoll, die provokative paradoxe Intervention oder klassische Managementgrundsätze aus Planung, Entscheidung, Ausführung und Kontrolle. Last but not least zählen sämtliche Kenntnisse der Ich-, der Sozial- und der Methodenkompetenz dem, was heute als 'Leadership' gelehrt und entwickelt wird.
Danach entsteht meist eine Palette an Lösungswegen, aus welcher der Klient seine ganz eigene Variante fühlt und wählt, welche ihn aber auch eine breitspektrale Versiertheit gewinnen lässt, welche neue Kombinationen als mögliche Lösungswege gewährt.
Das eigene Leben als HB-Geprägte zu optimieren, scheint mir darin zu liegen, mit seinen Mitmenschen die Differenz zwischen 'normal' und 'hochbegabt' mittels Brückenfunktionen harmonischer gestalten zu können. Damit gelingt es dem Hochbegabten, sich je Situation einzustellen und sich einmal zu 'fügen' oder ein anderes Mal eigene Ansätze so zu liefern, dass die andern davon nicht gleich überrannt werden. Ausserdem, beziehungsmässig würde ich meinen, sind Hochbegabte und Hochsensible wunderbare Verführer/innen, Liebesbriefeschreiber/innen, Liebhaber/innen. Hochbegabte Menschen erlebe ich, so mein persönliches Empfinden, "Lebens-Werte-orientiert", also mehr 'seiend', was dem 'Habenden' und dessen ganzen Sammlerei, Horterei und Verteidigerei gegenüber stehen kann.
Gehe ich z.B. in meinen Verein, 'moderiere' ich mich noch auf dem Parkplatz. Ich liebe diesen Verein. Ich setze mich mehrheitlich zu anderen bunten Menschen und sonst pflege ich das aktive Zuhören. Frage ich nach, erhalte ich reichlich Information. Möchte ich einen Vorschlag machen, 'liefere' ich "1" (nicht 32!!!) - das mag nun klingen wie es will … es hat bisher beiden Seiten den Weg zum Miteinander ermöglicht und das ist m.E. die beste Optimierung, die ich beobachten konnte. Last but not least gewann ich damit einen nicht zu unterschätzenden, neuen Zuspruch seitens der Normalos. Sie wollen gerne eine neue Idee - aber nur eine, bitte… (lacht)!
Solch moderierten Umgang mit dem eigenen Gaspedal lässt mich und die Klientel die Pferdestärken auf den Boden bringen. Und das ist pure Kraft, die es wert ist, zu erkennen und zu fördern.
Eine Sache ist mir wichtig: Es gibt meines Erachtens keine HB-bedingte Lebensführung. Das würde mir die Erscheinung zu heftig stigmatisieren. Es gibt eine Lebensführung, die einfach allen Menschen im gebürtigen Umfeld anfällt. Auch als HB oder HS geprägter Mensch muss ich meine Konditionierungen bzw. Erziehungen erkennen, muss ich mich mit meiner Lebensphase befassen, habe ich die Selbstverantwortung zu erkennen und mich als Persönlichkeit zu entwickeln. Erst eine sattelfeste Ich-Kompetenz vermag das Zeug zu einer authentischen Sozialkompetenz. Das ist heute soweit verbreitet, dass sich nach diesem Grundsatz Tausende von Managern in der Kunst von 'Leadership' nachträglich ausbilden. Ich-Kompetenz steht beim Ausbildungsbedarf und dessen Zielen ganz oben. Schon möglich, dass ich mit 30 Jahren mein Studium und mein MBA in der Tasche habe. Das bedeutet nicht, dass ich von mir oder den andern eine verantwortungsvolle Ahnung hätte.
Ich habe den Satz geprägt: Es mag sein, dass jemand gebildet ist - das bedeutet nicht, dass man deswegen auch schon entwickelt wäre.
Hochbegabungwelt: In den Entwicklungsverläufen von Coachings gibt es immer wieder Höhen und Tiefen. Was war aus Ihrer Erinnerung ein Höhepunkt? Wie haben Sie das erlebt, als es besonders gut gelaufen ist?
Jona Jakob: Da gäbe es viele wunderbare Erlebnisse. Die schönsten Geschichten sind jene, wo die Auftrag erteilende Person sich selbst in die Hand zu nehmen vermag und dabei nur noch ab und zu berichtet, wie und wo sie auf dem Weg ist - allenfalls nachfragend, ob diese oder jene Reflexion so oder so betrachtet werden könnte. Solche Kundinnen und Kunden, ob mit 22 oder mit 55 Jahren, ob als Doktorand oder Unternehmerin, als Mutter und Tochter oder einfach Angestellte, gewannen den Blick auf sich selber und wissen auch, wann sie eine Frage neu mit mir anschauen möchten. Sie gehen ihre Weg, erreichen ihre Ziele, gewinnen an Persönlichkeit und glücklicher Zufriedenheit und sind sich nie zu schade, für eine Erkenntnis aufs Eigene zu blicken, es annehmend, um dann daran zu arbeiten. Sie pflegen das Eigene wie die Pflege der eigenen Gesundheit. Sind es hochbegabte oder hochsensible Personen fühle ich selber so etwas, wie wenn diese Menschen zu 'Botschafterinnen und Botschaftern der Hochbegabung bzw. Hochsensibilität’ werden.
Hochbegabungswelt: Und wie sah es für Sie aus, als es mal nicht so klappte wie erhofft?
Jona Jakob: (Lacht) Da bin ich ganz nahe bei den Ausführungen von Andrea Brackmann im Buch "Jenseits der Norm - hochbegabt und hochsensibel". Es ist mir zwei Mal passiert, dass mein Handeln das Verhältnis belastet, beide Male wegen derselben Sache, aber mit zwei verschiedenen Klienten. Ich habe daraus viel gelernt.
Es wird z.B. dann schwer und sozusagen 'abreissend', wenn ich meine Authentizität verliere. Wenn ich abschweife, meine Empathie ausdünnt, wenn ich intellektuell nicht mithalten kann (da greift mein Schraubenschlüssel nicht mehr, weil vielleicht zu fordernd, zu fremd oder fern). Oder wenn mein Handeln den Verdacht aufkommen lassen kann, dass ich das gemeinsame Verhältnis nicht wichtig genug nehme.
Es ist kaum möglich, HBs oder HSPs etwas vorzumachen. Denen ist dafür eher egal, wenn die Schuhe mal nicht ganz blitzblank sind oder sonst was nicht so perfekt gestylt daherkommt. Aber in der Haltung, der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit und in der Empathie verlangen sie das Ganze - daher, wann immer ich selber lavierte, erhielt ich prompt die Distanzierung.
Wie Andrea Brackmann es ebenfalls beschreibt, so gab es Momente, wo ich den Eindruck gewann, ich werde von Klienten geprüft. Da hilft ebenfalls kein 'unechtes, geblufftes Vorgeben' - da hilft nur nackte Authentizität, egal wie schwächelnd man auch als Coach einmal sein kann. Doch wie im Buch gezeigt, verdichtet sich das Verhältnis nach solchen anfänglichen 'Brüchen' und es wird möglich, miteinander zu arbeiten.
Hochbegabungswelt: Von was träumt ein Hochbegabten-Coach? Sie haben einmal geschrieben: ein Segeltörn in der Seenlandschaf Müritz, nahe Berlin oder der Welt Literatur schenken können und ein Lausbub sein – gibt es neue Visionen?
Jona Jakob: An dieser Stelle möchte ich erst einmal jenen Menschen danken, die mich werden liessen. Da gibt es zwei Schweizer Trainer. Doch speziell: Viel Kraft und Selbstsicherheit, die ich heute lebe, verdanke ich besonders einer Mentorin in Frankfurt. Durch sie gelang es mir, mich durchschlagend zu erfahren und daher mich werden zu können. Ich möchte ihr an dieser Stelle einen besonderen Blumenstrauss binden und "Danke!" sagen.
Mein Traum heute wäre, mit einem Frachtschiff von meinem momentanen Lebensort am Main nach Rumänien zu shippern, eine empathische Reise, in der ich im Sinne einer Verszeile von Peter Handke "über die Dörfer gehe", … um ein Buch zu schreiben. Mich zieht in diese nahen Ostländern ein Verstehen, von dem ich glaube, es in mir selber bereits zu tragen.
Neu gewonnene Erkenntnisse reifen in mir dahin, in meinem eigenen Sein eine Qualität zu finden, mit der Mitmenschen von ihrer Konditionierung der Erziehung (Dualismus) in die Selbstverantwortung und persönliche Emanzipation sowie das Selbstgefühl gelangen können.
Meine Vision ist es, eine Haltung zu erlangen, mit welcher Menschen ihren Weg finden, 'Sich' zu werden und nicht 'Jemand'.
Hochbegabungswelt: Wenn die berühmte Fee käme – Sie hätten drei Wünsche frei: Was dürfte es denn für Sie persönlich sein?
Jona Jakob: In der Silvesternacht vom 1980 auf 1981 schrieb mir mein Vater einen Brief der mit folgenden Worten endet:
Suche die Freiheit so heftig Du vermagst; aber Du wirst Dich nie befreien können von einer dumpfen Sehnsucht nach einer tiefen Liebe. Denn ohne Liebe ist diese Welt eine tote Welt. Und es wird immer Stunden geben, da Du der Gefängnisse der Arbeit und des Mutes müde bist und Dich nach dem Antlitz eines Menschen verlangt und einem von Zärtlichkeit verzauberten Herzen. (H. W. Klaus Jakob, 1980/81)
Damit wäre meine Antwort: "Die Fee ..." (lacht)
Hochbegabungswelt: Und was wünschen Sie sich für die Welt der Hochbegabten?
Jona Jakob: Für die Welt der Hochbegabten und Hochsensiblen wünsche ich mir, dass diese Menschen das Glück erleben, in ihrem Leben möglichst oft Momente zu erfahren, in denen sie von einem anderen Menschen ganz und gar gesehen, erfasst, gefühlt und verstanden werden. Erst darin vermag ein Mensch ganz sich selber zu werden.
Strecken Sie ihre recht Hand senkrecht mit den Fingern aneinander in die Luft. Jeder Finger kann von den andern Fingern gerade mal so viel verstanden, gefühlt und erwärmt werden, wie er den andern Finger abzudecken vermag. Der Mittelfinger hat aber ein Stück weit keinen andern, der dieses Stück zu erfassen vermag. Dieses fehlende Stück wird von Geburt an weder gesehen, noch gefühlt, noch wahrgenommen oder angenommen.
Jetzt legen Sie ihre linke Hand flach auf die offene rechte Hand, so dass sich die beiden Mittelfinger abdecken - und entdecken Sie für sich selber: Was glauben Sie, wie fühlt sich der Mittelfinger nun?
Damit wünsche ich mir für Menschen, die in sich anders sind als die andern, viele Begegnungen mit ihresgleichen, weil die Seele sich dann fallen lassen kann, ohne dabei aufzuschlagen oder verloren zu gehen.
Das gilt für HBs und HSPs, das gilt aber auch für viele andere Menschen, die mit ihrer ganz eigenen Art und Weise aus dem Gross der Mitte herausstechen. Eigen, einzig, wunderbar und angenommen.
Herzlichen Dank.
Das Interview mit Jona Jakob führte Lilli Cremer-Altgeld für die Hochbegabungswelt.
Coachingpraxis Zürich
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