Ich muss zugeben, in meinen 30 Jahren des Erwachsenseins die Natur nie wirklich gesucht zu haben. Sie ist mir nicht fremd, aber sie nährte mich nie wirklich. Das verwundert mich selber, da doch so viele Menschen in ihr Erholung finden.
Natur geht mit gut zu, so dass ich mich mit ihr innerlich verbinde, wenn sie Räume erfährt, in der sie belassen bleiben kann, was sie wäre. Doch hier, wo alles geregelt und bestellt ist, da erlebe ich in jedem Weg, jeder Grenze und jedem Säumnis den Menschen in seiner Regelkraft und die Natur als Beherrschtes. Mir gefallen übertretende Wasser oder sich bewegende Massen (das Leid nicht), aber wenn die Erde sich zeigt, dann mag ich es, mich als ihr Untertan gezeigt zu bekommen.
Nein, anstelle des Rausgehens bin ich in all den Jahren unter die Menschen. Ich gehe in die Natur des Menschen, die so unerschöpflich und jährlich ist, wie die Natur der Natur. Menschen faulen, brechen, entblättern sich, erkahlen und erkalten. Menschen blühen auf, tragen Früchte, riechen, duften, knacken, strecken sich zum Himmel hoch. Menschen wärmen, strahlen, gehen auf und unter und verschütten sich selber, brechen aus sich hervor und stürmen Brocken nieder. Menschen sind wie Berge zu erklimmen und wie Meere zu befahren, wie Tropen und Eiskappen zu explorieren. Ich bin als Kind in sie eingetaucht, ich schwimme als älterer Herr in ihnen. Ich bade in dieser Natur und es nährt mich.
Jona Jakob, Dez. 09