Was ich heute beschreibe, entnehme ich eigenen Beobachtungen, die ich über unzählige Hochbegabte (HBs) bis hin zu mir selber machte. Natürlich stellt das keine wissenschaftliche Wahrheit dar, aber ich will das doch mal beschreiben. Wozu?
- für HBs:
Um einzufühlen, ob die Beschreibung auf Resonanz stösst und damit eine Möglichkeit besteht, sich Teile der Annahme, des Verstehens und der Bestätigung von Seines'Gleichen zu holen.
- für Normalos:
Damit erkennbar wird, ohne jede Bewertung oder irgend "Schuld", was möglich ist und was nicht möglich wird und entsprechend besser dann damit umgegangen werden kann.
Die dritte Stufe der Maslowschen Bedürfnispyramide:
Annahme, Liebe, Akzeptanz, Verständnis
Jetzt ist es aber so: Die dritte Stufe der Bedürfnispyramide zählt zu den existenziellen Bedürfnisstufen, ist also lebensnotwendig, damit man gesund lebt. Aber genau dieses Überstück kann dann z.B. von den Eltern nicht erfasst und somit nicht geliebt werden. Sie lieben vermeintlich alles, aber das stimmt nicht - ein Teil wird nicht erreicht. Mit diesem Teil bleiben HBs alleine.
Und während es den Normalos, gerade auch durch den Gruppeneffekt unter Normalos, so bleibt, dass sie bis an die Limite ihrer Entwicklung andere erfassen mögen, was einer Art Deckelung gleichkommt, fahren HBs über viele und lange Jahre oben ab, höher und weiter und nicht zu selten in alle Richtungen als könnten Bäume doch in den Himmel wachsen.
Aber auch hier, das Wachsen hat seine Grenze und gerät in eine Art Not: an jedem gewachsenen Ende sind HBs alleine, einsam, unverstanden und auch ein gutes Stück "ungeliebt", da nicht erfassbar (da kann Mutti noch so schwören, das ganze Kind in seiner Art zu lieben - es ist ihr gar nicht möglich).
In dieser dünnen Luft, in diesem oft jahrealten Alleinsein, wo HBs unterdessen erwachsen wurden und allenfalls ins reife Alter gewachsen sind, können folgende Lebensbestände ausdünnen, vernachlässigt oder verwahrlost sein oder gänzlich fehlen, nämlich
- das eigene gemittete Selbstverständnis
- eine innere Sicherheit / Gelassenheit / Souveränität
- die Zufriedenheit findet keinen Boden / Unruhe und Sucherei drängeln
- man möchte verstanden werden
- man möchte geliebt sein
- man bietet sich unter dem Preis an
- man findet Geld / Lohn / Honorar / Materielles nicht erstrebenswert
- tbc
Kurz: Man hat niemanden, dort wo HBs sind. Das erzeugt gefühlte Bodenlosigkeit.
Der Hillary-Tenzing-Effekt
Das Wichtigste, was mir in 'optimalen' Begegnungen mit Hochbegabten passierte, war, dass ganz egal, was wir besprachen oder nicht, jener Effekt sich in den Stunden des Beisammenseins vollzog, den ich den Hillary-Tenzing-Effekt nenne.
Es war und ist wirklich völlig egal, was im Gespräch lag oder in der zwischenmenschlichen Nähe. Wichtiger war eher, wenn ich von 'optimal' schrieb, dass ich so annähernd wie nur möglich an selbe Stelle vermochte, wo HBs mir gegenüber in sich waren. Mir geht das gut mit Texten, Geschriebenem, Philosophischem, Gefühltem, Geliebtem und Geschätztem, Geschmacklichem und Mächtigem. Andere können eher Rechnen, Programmieren, Entwickeln, Analysieren, etc. - aber auch hier gibt es eine Deckungsgleichheit, allein durch die selbe Lebenserfahrung, obenraus zu schiessen, der orangen Linie gleich und dort clever aber unerkannt teilweise verloren zu gehen - so dass man selben Kampf im Leben führt. Bei Gleichen entsteht der Effekt unmittelbar innert Sekunden und hebt alles Alleinsein und alle Unverstandenheit allmählich auf, weil man im anderen HB seine Validierung erfährt, seine Bestätigung, seine Annahme - innerst Stunden ist man sich und wer und spürt, wie abgefahren wertvoll man ist.
Sir Edmund Hillary und sein Sherpa Tenzing Norgay gelang 1953 die Erstbesteigung des Mount Everest, dem höchsten Berg der Erde. Bilder der beiden hier:
Was will ich mit dem Bildnis zeigen?
Antwort: Nur wer mit dir auf über 8000 Meter Höhe geklettert ist und neben dir steht, kann in ganzem Verstehen und Fühlen dir gratulieren und dir damit bestätigen, dass du nicht falsch liegst.
Du kannst später im Tal oder zurück in deiner Heimat jemanden vernehmen, der dir herzlich gratuliert zu deinem Erfolg auf dem Berg, aber du wirst immer spüren, dass der keine Ahnung hat, was du da erreicht hast, wie es sich anfühlt, wie heftig und eindrücklich es war, wie gefühlt und beängstigen, erhöhend und euphorisierend - egal was, der Gratulant hat keine Ahnung und du bleibst um dieses Stück alleine. Es hilft dann schon, wenn einer gratuliert, der schon mal mit Seil und Eisen geklettert ist. Aber verbunden, wahrlich in allem verbunden, bist du nur mit jenem, der an den Enden deines Daseins (rote Punkte) ebenso dort war, mal mit dir, mal für sich. Aber unter allen Bedingungen an selber oder ähnlicher stelle - eben "so annähernd wie möglich".
Lieber Hochbegabte, was will ich sagen?
Sucht so heftig ihr vermögst "Eures-Gleichen" Menschen! Sucht sie weltweit und pflegt die Kontakte, welche euch gut tun. Entdeckt diese Menschen über Fragen. Ihr müsst sie nicht immer gleich verstehen - aber in dem dir bekannten Unverstandensein ist jede Frage von dir Labsal und Annahme, Erkenntnis und gleichzu Bestätigung wie Wachstum und Selbstsicherheit des dir gegenüber lebenden Hochbegabten. Trefft euch, geht euren Wegen nach. Und erhöht eure Lohn- und Honorarforderungen. Lernt, was das Wort 'wert'voll' meint, ob als Leistung und Beitrag, als auch als Vergütung für Vordenken und Wagen, jenem Explorieren, welches den Normalos nicht so leicht möglich ist. Sucht den Freund, der mit euch aufm Gipfel sein (ver)mag - das ist so sehr wertvoll.
Nachwort:
Solche Beiträge können den Eindruck erwecken, Normalos seien irgendwie nicht recht. Falsch - die sind weder minder, nicht recht noch sonst wie nicht ok. Sie sind ok und sind, was ihnen möglich ist. Und für die Welt ist das vermutlich hervorragend so. Damit aber die "Mechanik" in der Sache beider Felder erkennbar wird, schreibe ich mit etwas Kontur - es ist aber niemand besser oder schlechter. -
Jona Jakob
Jona Jakob