16.08.2020

Selbstorientierung: Die eigene Fassbarkeit im Raum

Sechs Monate Coronakrise, im Februar fing es an. Ich lege für mich noch eine Shippe drauf, meine Liebste erkrankt unsäglich und fällt daher in ihrem eigenen Unternehmen aus. Ich darf nicht mehr Coachen wegen Corona. Ich übernehme die Geschäftführung im Unternehmen, welches mir sehr fremd ist. Zu schauen ist noch zum Hund 'Phibi', zur Haushaltung, zum Geld, zu allen Autofahrten für meine Frau, das Spital, die Hausärztin, die Apotheken bzw. Medikamente und unsere Haushaltung will insgesamt gemacht sein - all in. 

Als Themenlesende beachten Sie, dass ich in meinen  Beiträgen immer wieder Zeiten / Dauer von Prozessen angebe, um zu vermitteln, wie lange das bei mir gedauert hat. Lange Prozesse sind schwerer vermittelbar. Hier sind es nun sechs Monate bzw. das halbe Jahr. Nun kann ich auch schreiben.

Was mir in diesen Monaten für die Bezüge zur Hochbegabung und zur Hochsensibilität erkennbar wurde, sind folgende Punkte: 

  • die Wichtigkeit, sich selbst mit hoher Kompetenz zu kennen
  • die Notwendige Fähigkeit zur Navigation
  • die inhärente Genialität der Prägungen durch Hochbegabung und Hochsensibilität als Stärken
  • das Vermögen, sich orten zu können und sich dabei nicht alleine zu fühlen oder zu vereinsamen
Um diese Themen geht es in dem Blogbeitrag. 


Wenn man mich in diesen Tagen gefragt hätte, ob ich bei HB/HS einen Einfluss durch Corona entdeckt hätte, dann wäre meine Antwort: 
JJ: Durchaus, wenn man das subjektiv oder durch Resonanz betrachtet verstehen kann: Ich glaube, für viele mir bekannte Personen mit HB und/oder HS entstand in der Krise durch die lange Dauer und weitere Beständigkeit - in einem Bild beschrieben - ein TRUDELN IM RAUM.

Als hätten die vielen Raumgleiter einen Schlag erhalten und wären damit von ihren Flugbahnen abgekommen, für eine Weile jede Orientierung verlierend, etwas weniger steuerbar, keine Koordinaten mehr gültig, da sich der Raum krümmte. 

Als Hauptursache nenne ich eine massive Vergrößerung der Differenz des gegenseitigen Verstehens von HBlerInnen und den Normalos. Erste Reaktion im Umfeld: Sicherheit! Maslow 2. Dann Klopapier: Maslow 1. Diese Notreaktion, auf die Knie zu gehen und alles stehen und fallen zu lassen und nur noch die eigene Haut zu retten, war da und wird nun als Einschränkung empfunden, da mit der Zeit zusätzlich unter Androhung von Strafe aufgezwungen. 

Wenn das passiert, reagieren die Dinosaurier in uns - ein Verstehen für Hochbegabte und Hochsensible gibt es da erst einmal mehr nicht. Die Toleranz schwindet auf Null. Faustrechtmässiges Panikschieben ist die Sprache des Alltages - nicht Intelligenz, nicht Fühlen. 

Und dann kommt dazu die Berührungslosigkeit. Es fehlt an Umarmungen, Hugs, Streichlern, Küssen, Drücken, Spüren, Sicherheit, Nähe und liebevoller Intimität. Es ist, als wäre uns die Luft im Raum entzogen worden und man würde sowas wie ersticken. 

In der mir eigenen Form von HB und HS lebe ich seit ca. 6 Jahren in einem persönlichen Koordinatensystem, einer Art Radar, welches nicht im Außen angelegt ist, da mir das dortige, vorhandene System gute Stärken für Normalos ausweist und daher viel Präsenz und Glaubwürdigkeit erfährt, sozusagen das für "offiziell" genannte System. Nein, seit Jahren führe ich in mir unter dem Label 'GANZ VORNE ALLEINE SEGELN (c) Jona Jakob' mein eigenes Werte- und Datensystem, welches in seiner Technik den Austausch mit dem offiziellen System dahin nutzt, sich laufend abmessen zu können, einem Sonar gleich. Ob ich nun ein U-Boot bin, mein vor 10 Jahren berühmtes "PLING", oder ob ich ein Raumsegler bin, im Dunkel und in den Weiten des Raums, ist egal. Durch dauerndes Checken kann ich jedoch meine Werte leben und performen, gemessen an den "offiziellen" Werten ... etwa 'so' muss man sich das vorstellen. Ich begegne hier niemandem, oder nur partiell und höchst selten. Diese Form, eine Art Avant'Garde als Leistung, als Arbeit und Werk, als das, was ich in der Welt tue, ob für mich oder für andere oder einfach nur für ein neutrales offenes Angebot (open source), das ist als hochbegabter Hochsensibler MEINE AUFGABE. Ich segle, wo kein anderes Schiff segelt, ... in der Regel. Und ja, darin bin ich alleine. 

Wenn nun aber mein Referenzsystem, das als solches in der Gesellschaft, im Außen, für "gültig" angenommen wird, sich selber verzerrt, auslaugt, staucht oder sonst wie sich krümmt und verzerrt - wegen z.B. dieser Coronakrise - dann ist das wie ein Unterwasser'Erdbeben und ich kann meinen Daten also nicht mehr trauen, die ich laufend errechne / checke. Ich bin auf ein zuverlässiges Sonar oder Scann angewiesen, sonst muss ich zurück ins offizielle System - dort kann ich aber meine HB nicht leben, was mir nach ca. 3 Monaten dann gesundheitlich nicht mehr gut tut. 

Ich bin nun also sechs Monate mit diesen Schockeinschlägen, Notgriffen, internen und externen Reaktionen, Verlusten, Nöten, Zeiten und Dauern im TRUDELN gewesen. Meine schlimmste Not dabei: Angst, meine HB-Welt verlieren zu müssen (was dann nicht einkehrte) und die gefühlte Erbärmlichkeit, in der Dominanz panischer Normalos komplett unverstanden zu vereinsamen. 

Meine Hochsensibilität litt in der Zeit fürchterlich, meine Krisen in diesem Punkt waren eindeutig. Und vielleicht kann man bisweilen nur sagen: gottlob schreitet wenigstens die Zeit voran und ändert damit laufend Dinge. So langsam finde ich mich in meinen neuen Rollen wieder, ob als Ehemann und tiefst Vertrauter, als Haushaltender, als frischer Unternehmer und auch wieder als Coach. Mein Raumschiff macht wieder auf solche Weise Fahrt, dass ich ab und zu von der Brücke kann. 

Vielleicht ist es diese Erfahrung, dich mich subjektiv empfinden lässt, da draußen trudeln nun noch andere gescheite und sensible Schiffe und suchen nach Orientierung. Und so werde ich versuchen, ob wir uns in einer verantwortbaren Form von Begegnung wo mitten können. Nur so, für einander da sein, spüren, dass man nicht ohne die anderen ist. 

Die Krise bietet uns allen noch lange keine fixen Koordinaten. Aber für ein erträgliches Floaten scheint es mir jedenfalls möglich, mich klar zu machen. 

Floating in Space https://www.youtube.com/watch?v=coLWDAJXM8Q ... ich bin gerne mit solcher Musik unterwegs. Unterwegs in meinem Wahrgenommenen. Willkommen. 


Ich würde einen Anlass hier, bei Facebook und in XING publizieren. 

Und ich würde als Gruß an euch senden: Meines Erachtens kann sich niemand von uns verrückt machen lassen - das genau ist eine unserer Stärken. Hochbegabte sind Chancendenkerinnen und Chancendenker. (Quelle: AH/JJ)


Jona Jakob, Aschaffenburg