24.03.2011

Das Thema 'Charisma' bei Prägungen durch Hochbegabung

Im Internet wurden folgende Fragen gestellt:
Charismatiker bekommen ihr Charisma ja von anderen Menschen zugeschrieben. Nun habe ich im Rahmen einer Buch-Recherche von einer Dame gehört, die über zuviel Charisma, Ausstrahlung, Souveränität und Persönlichkeit klagt.

Kennt das von Ihnen noch jemand?


Welche Erfahrungen haben Sie?

Kann Charisma „nervig“ oder „anstrengend“ sein?

Manche Charismatiker können ihr Charisma auch „ausblenden“, d.h., sie verstehen es, sich mitunter ganz klein und unauffällig zu verhalten, wenn es ihrem Ziel dient.

Mich würde interessieren, welche Erfahrungen Sie damit gemacht haben.

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Ich habe versucht, auf diese Fragen (m)eine Antwort zu geben:

Kennt das von Ihnen noch jemand? 
Ja. Ich weiss nur nicht, ob es - vom Zuspruch her gesehen - als 'Charisma' genannt würde ...
Wenn jemandes Persönlichkeit durch Anteile einer Hochbegabung geprägt ist, ist der Aspekt des "Zuviel" ein Grund- und Standardthema und eines der Hauptprobleme für ein Miteinander. Das fängt in der eigenen Familie an ("bleib am Boden/du mit deinen Ideen/von einem andern Stern, etc).

Welche Erfahrungen haben Sie?
 

Als unterhaltsamer und eloquenter wie reicher Gesprächspartner wird man geschätzt - als Ideenlieferant und gute/r MitarbeiterIn (viele Frauen sind von der Situation betroffen) ist man vielen Vorgesetzten zwar ein netter Kollege aber im Grunde zuviel. Den Chef nervt es, man selber erlebt es bedröppelt als Abtropfen vom Pfannendeckel.

Kann Charisma „nervig“ oder „anstrengend“ sein? 
In meiner Antwort mit Blick auf die Buntheit und die Überschuss-Form von HBlern: Ja. Wunderbare Menschen, oft viel Format, Versiertheit, Zauber und oft unerschöpfliche Quellen - daher nicht so sehr pragmatisch, selten machtorientiert und Geist und Anspruch vor materiellen Vorzügen, wie zB Karriere oder Geld.

Manche Charismatiker können ihr Charisma auch „ausblenden“, d.h., sie verstehen es, sich mitunter ganz klein und unauffällig zu verhalten, wenn es ihrem Ziel dient. 
Um mit dem Überschuss an Format nicht dauernd zu nerven, lernen viele dieser Menschen erst einmal Strategien des sich Kleinmachens (Underachiever). Da gibt es intelligente Schüler, die sich dumm stellen, das gibt es Fachkräfte, die sich den ganzen Tag bremsen, da gibt es menschliche Seelen, die einzig daraus, im Maslowschen Sinn NIE GANZ gesehen und angenommen zu werden, sich besaufen, bedrogen, in Depressionen falle und den Suizid wählen.

Eigener Umgang: Gehe ich an einen Gesellschaftsabend des bürgerlichen Clubs, wo ich Mitglied bin, dosiere und moderiere ich mich noch auf dem Parkplatz bewusst. Es gibt zwei Varianten: Ich gerate an einen Platz mit "Normalos", dann Mund halten, nur 1 Vorschlag machen, stille sein - klappt super, die andern verabschieden sich sehr herzlich. Oder: es gelingt mir, mich zu den andern drei 'Bunten' zu setzen und mit denen im Fondue zu rühren. Dann versteht der Rest vom Tisch leider kaum noch, wo wir innerhalb von 5 h überall geistig rumshiften und uns prächtig locker amüsieren, von Kondratieff, bis 12-Klangmusik, von Punk bis Flugboote, etc. sprunghaft, assoziativ etc.

Mich würde interessieren, welche Erfahrungen Sie damit gemacht haben.
Ein Telefonat aus einer Top-Managementstelle: All die Ängste, die ich oben beschrieb. Es hiess: "Die Kollegen tuscheln kurz nach Stellenbeginn, ich sei jetzt schon besser als der Chef."

Charisma, Buntheit, Ausstrahlung, Power, Sanftheit, Wahrnehmungsvermögen und alles in Bruchteilen von Sekunden ... ja, kann zu viel sein und kann Angst verbreiten und wird zT unauthentisch reduziert, bis man krank wird davon. 
Für Charisma braucht es mE eine enorme feinstoffliche Aura, eine Fähigkeit, übers normale Lesen hinaus 'lesen' zu können, als eine Art Wahrnehmungsgabe von Menschen, Orten und Situationen ... das macht für mich solche Menschen so wirksam (Obama ... keine Ahnung, er hat etwas in seine Blick und seiner Kinesik, wie ein Zauberer; er schaut manchmal redend ins Nichts, sieht dort aber ganze Bahnen und Korridore von Verbindungen und das spüre ich).

Zurück zum Aspekt, ob ein Zuviel zuviel sein kann? (JJ)

Strecken Sie Ihre recht Hand mit den Fingern nach oben. Der mittlere Finger ragt ein Stück weit darüber hinaus. Die Finger links und rechts können den Mittelfinger stets nur im Umfang ihres eigenen Vermögens erfassen, lieben, annehmen und empathisch (ver)folgen. Das Stück darüber hinaus bleibt unerreicht, ungesehen, unerkannt, ausserhalb der Fokusbrennweite.
Nun legen Sie Ihre Linke Hand auf die Rechte und fühlen Sie gleich, wie es Ihnen geht, wenn der linke Mittelfinger den rechten ganz abzudecken vermag ... wie geht es Ihnen dann?
Diese Erfahrung ist für Erwachsene, die allenfalls eine HB bei sich entdecken könnten, wichtiger und relevanter, als einzig bei Kindern. Warum? Weil der ungesehene Teil mit jedem Tag kummuliert erfriert, was mürbe macht. 
Ich hoffe, ich konnte dem, was eine Form von Persönlichkeit oder Charisma sei könnte, einen Teilaspekt dazulegen.

Mit besten Grüssen
Jona Jakob