29.05.2011

Was kann zerbrechen?

In Xing wurde gefragt: Was kann zerbrechen?

Im Verlauf des Threads kaum der Hinweis auf, was denn nicht zerbrechen könnte? ... was denn an Schönem bleiben kann? ... was wäre nicht zerstörbar?

Dies meine Antwort:

Manchmal lasse ich Menschen nicht ganz an mich heran. Irgendwie gibt es immer einen Kern, den ich entweder nicht hergebe oder nur wie einzelne Schubladen ab und an. Man erhält dann einen Einblick in eine der Schubladen, weiss aber nie, wieviele es davon noch gäbe und was alles dort drin wäre.

Je älter ich werde, desto leichter fällt es mir, Schubladen mit Schwächen aufzutun und diese transparent zu machen. Das ist Selbstarbeit, Verzeihen, Redlichkeit, Lösung etc. Es hat irgendwie was Gutes, diese unschönen Schubladen zu öffnen.

Aber in mir fühle ich eine regelrechte Angst, die schönen, unvergesslichen, nie wiederholbaren, tränenden, gerührten, zarten und von Liebe umspülten Momente zu zeigen, allein aus der Befürchtung, sie könnten nicht verstanden, nicht gesehen, nicht nachgefühlt werden. Es sind mir Schätze, Seifenblasen gleich, die ich nichts aussetzen möchte, damit sie nicht zerplatzen. Da gibt es Blicke, Düfte, Worte, Momente, Handbewegungen, Briefe, Geschenke, Blüten, Kettchen, Bilder, Küsse, Locken, Klänge, Stoffe, Schweigen, Lippen, Handschriften, Perlen, Federn, Zeilen, Orte, Geschmäcker, Melodien, Hände, Crèmes, Schächtelchen, Wäsche, Wege. Es gibt dort sowas wie kleine Welten alter Autos, oder Reisen, Fahrten, Begegnungen, Orte, Düfte und Musikbänder. Es gibt die Welt meines liebenden Vaters. Es gibt das unsteuerbare Herzpochen zweier Antlitze. Es gibt dort auch Ehre, Stolz, Mut, Kraft, Lachen. Und es gibt in all dem, diesem mir unendlichen Schubladenstock, diesem Verkaufskorpus für Knöpfe und Quasten, ... in all dem gibt es in mir jenes Gefühl, dass es Liebe gibt.

Jetzt könnte man mich brechen oder zerreissen, verglühen oder verdampfen. Das wird diesem ganz Eigenen nichts anhaben. 

Herzlich grüsst
Jona Jakob