06.09.2019

Hochsensibiliät in der Rolle als Unternehmer/In

Diesen Beitrag verfasse ich als Selbstbericht und als Hochbegabter, der einen enormen Anteil Hochsensibilität in sich vereinbart. Und auch als Mensch, der über seine Dienstleistungen in den letzten Jahren mehr und mehr Unternehmer wurde.


Hallo zusammen

In den letzen Jahren wurde ich mehr und mehr Unternehmer. Das Coachingangebot erhält eine Ausbildung, die Ausbildung erhält eine Infrastruktur, neben dem Coaching kommt Verkaufen ins Spiel. - In der selben Zeit wurde ich sowohl Mitglied einer Geschäftsleitung für 20 Angestellte und Gründer einer Serviceagentur für Unternehmercoaching, welche die Inhaber von Unternehmen im Fokus hat.

Diese letzten Jahre sind nicht viel anders, als wie wenn man ein IKEA-Regal zuhause auspackt. Neben den neu erscheinenden Brettern, Planken, Fächern und Kleinmaterialien, die noch zusammenzubauen sind, fällt eine Menge Karton und Einwickelpapier an und muss entsorgt werden. Neues tritt in den Vordergrund, doch viel "Verpackung" ist auch und muss fort.

Die beiden zentralen Prozesse während des Wandels,
  • das Hervorbringen des Neuen und 
  • das Wegfallen der nicht weiter nutzbaren Verpackung,
erzeugen in mir quantitativ wie qualitativ enorme Gefühlsanstrengungen, mehr als es mir lieb ist bzw. ich zu verkraften vermag.


Klarheit und Distanz am Arbeitsplatz hilft mir, Ruhe  und Struktur zu wahren. - Jona Jakob, 2019.


Das Abfallen

Wenn man sich entwickelt, egal wobei, wird man nicht umhinkommen, vormalig Angelegtes abstreifen zu müssen. Das Alte muss weg. Ist Naturgesetz, kommt man nicht darum herum. 
  • Man verlässt Orte, Räume, Lebensformen
  • Man verliert Menschen 'just so' ...
  • Man verliert Menschen aufgrund der Veränderung, z.B. Distanzen
  • Man verliert Menschen aufgrund aufzulösender Bindungen wie z.B. Verträge
  • Man verliert Menschen, die einem nicht mehr folgen mögen
  • Man verliert Menschen, weil man sich nicht mehr wie früher kümmert
  • Man verliert Menschen, die ablehnen, was man anstrebt
  • Man verliert Menschen, mit denen man sich nicht mehr auszutauschen weiß
  • Man verliert Menschen, mit denen man plötzlich im harten Wettbewerb steht
  • Man verliert Menschen, mit denen man nicht mehr das selbe Leben teilt

Man könnte nun sagen, das muss doch nicht sein. Doch, es "ist so", die eine oder andere Erscheinung lässt sich nicht verhindern, ist man ja in einer Beziehung nicht alleine, sondern auch auf der anderen Seite gibt es Bewegung, Entwicklung und Änderung. So gut wie ich jemanden verlieren kann, gehe ich jemand anderem verloren. Unterdessen gibt es den Verlust durch den Tod, wo du am hilflosesten zurückbleibst und weiter ohne diese gestorbenen Menschen lebst. Mein Vater starb, Stephan und Renate ... alles Herzmenschen, die in den letzten Jahren abhanden kamen und mich selbst dabei anzählen. 


Das Aufbauen

Entwicklung ist ein Prozess, der in den meisten Fällen gesucht und gewollt ist. Wenn man scheitert, prozessiert man vielleicht eher ungewollt. Aber sonst sucht man sich Ziele und neue Formen, Weiterentwicklung und Aufstieg aus und will das erreichen, wie wenn man einen Berg besteigen will.
  • Man evaluiert mit Hochspannung und Neugier
  • Man bereitet Vereinbarungen vor und taktiert
  • Man lernt Neues kennen - auch neue Menschen
  • Man erahnt bereits die Veränderung und wie es dann sein wird
  • Man sieht das Neue vor sich und spürt Demut vor Glück
  • Man taumelt getrieben umher zwischen Können, Glück, Schicksal und Plan
  • Man wartet und wartet und wartet und wartet und wartet ... tausend Dinge sind abzuwarten
  • Man macht etwas fest - getting things done
  • Man ist nun .... aufsmal ist man angekommen
  • Man sollte schweigen, den Mund halten, stille sein, nicht gleich kund tun
  • Man gewinnt, siegt, hat den Erfolg für sich, steigt auf, nimmt ein, realisiert 
  • Man koppelt sich ab, steht neu da
  • Und man hat wenig zu feiern, ob wohl doch, aber bitte nicht zu sehr anzeigen
  • Man schweig und schweigt und schweigt und schweigt und schweigt ... 

Zwischen Warten, Schweigen, Abfallen und Zugehen bzw. Entstehen entsteht ein ganz spezieller Mix an Strängen, die alle am Gerüst meiner Gefühle zerren - oder eher noch: Die das Mass meiner verkraftbaren Gefühle zum Überlaufen bringen. Ich bin dann wie unter Hochdruck und hätte gerne ein Ventil, um Druck abzulassen. Zudem deckelt mich dieser Druck, ich kann also Gefühle nicht ganz ausleben, werde am Limit coupiert. Du fürchtest dich, du leidest, du bist von Schmerz verzehrt. Manchmal von Wut, Aggression, Kraft und Mobilisierung. Dann schütteln dich die warmen Momente, Menschliches, Schicksal und Ohnmacht. Ängste schleichen umher, Befürchtungen, angespanntes Abwarten. Die Freude bricht durch, die Teilfreude, Etappensiege, nächste Schritte, endlich geht es voran. Dir wird geholfen, du realisierst deine Träume, es gibt Grund zum Feiern - aber du feierst nicht. Und in all dem bist du selbst mit deinen Glaubenssätzen, deinem Zweifel, dem vielen Denken - und fühlst. Was ich alles fühle, ist mir dann sehr oft und unkontrollierbar zu viel. Mein Wesen dissoziiert zum Schutz seiner selbst - koppelt sich ab. 

Ich fühle das alles. Über Jahre. Und gerade in diesen Monaten und Wochen, in denen ich jetzt schreibe, ist die Fülle an Gefühlen wieder einmal größer als ich es gut ertragen kann und gerne nutze. Im Moment ist enorm viel im Einzelnen und ein schier Unnachvollziehbares, was das Ganze betrifft.

Und so mag meine Begabung mir viel Leben bescheren, doch manchmal "scheitert" sie nicht zu gering am Gefühlskuddelmuddel, heute so sehr gezähmt oder dann eben nicht rausgelassen, so dass es in mir tobt und ich sonst so "normal" wirke. Das ist der Spagat der Anspannung pur.

Nächste Wochen heiraten Elke und ich - und ich hoffe, ich darf mich danach wieder beruhigen. Als Unternehmer ist noch genug Wandel, der mich mehr schüttelt, als nur rührt. :-)

Herzliche Grüße
Jona Jakob